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Hier im Archiv des Palazzo Pandolfi befinden sich die alten Artikel und Berichte über die Baronie Veliris im Bospraranischen Blatt und anderen Gazetten.


Abagund, Romin und die Folgen

Gerilian von Torrem im Gespräch 
mit dem 
Baron von Veliris
(Bosparanisches Blatt Numero 21, EFF 2516 Horas)

Diesmal hatte es mich gen Unterfels gezogen, um genauer zu sein, in die Nähe von Unterfels, denn etwas abseits der Residenzstadt und der Reichsstraße liegt die große Schloßanlage der Freien Herren von Veliris. Baron Ariano war einer der wenige Horasier, der selbst auf dem turbulenten Baihîr zu Abagund in Albernia zugegen war. Gegen den Willen Königin Invers und ihres Gemahls wurden dort Entscheidungen von weitreichender Bedeutung getroffen, die weit über die Landesgrenzen Albernias hinauswirken dürften. Wobei die Wahl eines neuen Grafen von Bredenhag dabei noch von geringster Bedeutung sein dürfte.
Die Rolle des Barons ist dabei deswegen so brisant, weil er noch im letzten Jahr der offizielle Leiter der von Amene-Horas gen Cumrath gesandten Delegation war, in diesem Jahr aber eine persönliche Einladung Königin Invers erhalten hatte und neben der offiziellen Delegation unter Staats-Marschall Folnor Sirensteen von Irendor als Privatmann gen Albernia reiste.
Der Herr des Velirial, wie das prächtige Schloß mit seiner weitläufigen Parkanlage genannt wird, empfing mich in seinem großen Kabinett. Der großen Saal war mit schwarzen und weißen Marmorplatten ausgelegt. Eine vielfach geschwungene Gewölbedecke, die über und über mit Pflanzenbildern bemalt war, dominierend natürlich die Lilie derer von Veliris, wölbte sich über meinem Kopf. Der Baron hatte mich zuvor ein wenig herumgeführt, da ich heute zum ersten Mal in diesem Schloß des Hauses Veliris war. Bislang kannte ich nur die Stadtresidenz zu Altbomed. Der Baron machte mich auf den schönen Schreibtisch aufmerksam.
„Dieser Tisch stammt aus der Zeit König Barjeds und soll dereinst im Vinsalter Schloß gestanden haben", der Baron umrundete den riesigen vergoldeten Tisch, dessen Beine Adlerstelzen nachempfunden waren und setzte sich auf den riesigen Ledersessel.
„Auch aus dem Vinsalter Schloß?" 
„Nein!", erwiderte Baron Ariano, „seht doch die Lilie hier auf der Spitze der Lehne, der kommt aus Veliris. Baron Caelon, der Talerbaron, hat ihn für sich anfertigen lassen."
„Der Talerbaron?"
„Unermeßlich, heißt es", Ariano strich über das glänzende Leder, „aber seinen Beinamen hat er von der Bevölkerung bekommen, weil er als Obermünzmeister Grangorias, heute liegt das Amt beim Baron von Tikalen wie ihr wißt, die Silbertaler Grangorias hat prägen lassen. Allerdings bestanden seine Taler nicht aus lauterem Silber." Der Baron machte eine Pause und wartete.
„Sondern?", fragte ich auffällig interessiert.
„Sondern", nahm der Baron seine Erzählung wieder auf, „aus einer minderwertigen Legierung. Daher war er so reich! Als der Herzog das später bemerkte, die Münzen waren im ganzen Land verrufen, entzog er dem Haus Veliris das Münzprivileg. Aber das nur so am Rande. Euch interessiert doch sicherlich nicht die Geschichte des Hauses Veliris."
„Zwar schon", versuchte ich auszuweichen, „aber nicht heute."
Der Baron lächelte nur.
„Baron Ariano, ihr seid einer der wenigen Adligen dieses Reiches, der bereits Dienste für die Krone wahrgenommen hat und dem gleichzeitig nachgesagt wird, ein Anhänger des Kusliker Fürstengeschlechtes zu sein."
„Wenn Ihr das sagt."
„Aber man sagt sich auch, daß Euer Verhältnis zu Kaiserin Amene weit weniger gespannt ist, als man das gemeinhin glauben sollte."
„Wer im Norden Vinsalts wohnt und sich nicht mit dem Kaiserhaus arrangiert, müßte ein vermessener Tor sein. Aber um gar nicht lange herumzureden. Es ist ja bekannt, daß das Haus Veliris dereinst gute Kontakte zum Haus Galahan unterhielt, meine Kinder sind zeitweilig am Hofe Fürstin Kusminas aufgewachsen..."
„Es heißt Eure jüngste Tochter schwärme seit frühesten Kindertagen für den Prinz und sie hätte ihn vor Kuslik nur deswegen nicht unterstützen können, weil ihr sie hier im Velirial eingesperrt hattet."
„Meine Tochter ist mit dem Bruder der Baronin von Efferdas verheiratet", reagierte der Baron ausgesprochen kühl, so daß ich lieber schnell den Gegenstand des Gespräches wechselte, denn der Baron ist für seine Temperamentsausbrüche berüchtigt.
„Ihr seid nun schon seit einigen Wochen aus Abagund zurückgekehrt, über den Grund Eurer Reise und die tatsächlichen Vorkommnisse kursieren aber schon seit Tagen die wildesten Gerüchte durch die Kusliker und Vinsalter Salons. Erklärt uns doch bitte zunächst einmal, was dieser sogenannte Baihîr ist."
„Seht Gerilian, dieser Rat stammt noch aus den Gründungstagen Havenas, als eine Versammlung der Kapitäne die Geschicke der Stadt lenkte. Auf diesen großen Baihîrs hatte dann ein jeder „dem Albernia am Herzen liegt" eine Stimme."
„So konntet Ihr also auch bei der Grafenwahl mitstimmen?"
„Mir lag Albernia schon immer am Herzen", lächelte der Baron schelmisch, „Principe Folnor hat im übrigen auch mitgestimmt."
„Wie bitte?" Das verschlug mir fast die Sprache. Bislang war nicht viel über diesen Baihîr bekannt geworden.
„Wir waren in Albernia, Ihr dürft das alles nicht so eng sehen. Das sind eben die barbarischen Traditionen dieses Landes. Viel interessanter ist da schon, für wen Folnor stimmte."
„Und?"
„Für diesen grausamen Crumolder."
„Für wen?"
„Oh verzeiht, ich vergaß. Vogt Jast Irian von Crumold, ein Feind der Bennains, der sich nicht scheut einen Aufstand in Blut zu ersticken. Eher unbedeutend aus horasischer Sicht, wäre er nicht eine Mirhamionette Fürstin Isoras, die somit wieder einen Fuß in Albernias Tür hat."
„Der Staats-Marschall hat also für Isora gestimmt?"
„So kann man es sagen, wenngleich mich das nicht überrascht hat, ist die Fürstin doch von unserer Kaiserin entsandt worden die Unterwerfung Romins zu fordern." Der Baron sah mich erwartungsvoll an, aber das Isora von Elenvina die letzten zehn Jahre im Vinsalter Exil gelebt hatte, war im Horasreich kein Geheimnis, so daß mir die Verbindung durchaus bewußt war. Um dem Baron aber einen Gefallen zu tun, spielte ich den Unwissenden.
„Fürstin Isora?" Der Baron war zufrieden.
„Genau die. Zehn Jahre lang lebte sie im Kaiserlichen Palast zu Vinsalt und wir alle wissen zu genau, wie ähnlich sich die beiden Frauen sind. Eine Achse Vinsalt-Elenvina-Havena ist weit mehr als reine Fiktion. Jetzt wo Isora wieder zu Macht und Einfluß gelangt, wächst auch das Gewicht Amenes."
„Und das gefällt Euch", fragte ich rhetorisch.
Der Baron spielte mit einer Schreibfeder und ließ sich mit seiner Antwort Zeit. „Wenn sie damit den Einfluß des Alten Reiches mehrt und die Kräfte ihres Hauses über den Kontinent aufteilt", zuckte er schließlich mit den Schultern, „dann soll es mir recht sein. Was mir aber nicht recht war, war das Vorbringen Isoras."
„Wieso?"
„Sie forderte Prinz Romin auf sämtliche Ansprüche auf die Güter seiner Familie aufzugeben und die Kaiserin werde dann im Gegenzug alle Anschuldigungen ob seiner Taten fallen und ihn heimkehren lassen..."
„...was der Prinz natürlich ablehnte?"
„Natürlich, aber damit hatte die Kaiserin ja gerechnet, denn dann ließ sie den Frieden von Weidleth einklagen, den er gebrochen habe. Daraufhin konterte der Prinz gekonnt, daß er diesem Frieden nicht unterliege, da er zur Zeit keines Königs Eid geschworen hätte und somit für ihn Verträge dieser Art nicht bindend seien."
„Worüber sich aber doch wohl streiten ließe?"
„Schon recht, Esquirio von Torrem, aber das war gar nicht der Garadanzug unserer Kaiserin. Mit der nur ihr eigenen Grausamkeit, Härte und man muß es neidlos zugestehen, Schläue, ließ sie durch Isora dann den Frieden von Weidleth gegenüber des Prinzen albernische Gefolgsleute einklagen, die ja weißpraios unter das Vertragswerk fallen. Und sind wir ehrlich, ein derartiger Frevel muß natürlich mit dem Leben bezahlt werden."
„Die Kaiserin forderte also die Rechte Romins gegen das Leben seiner Gefolgsleute?"
„Welch’ verzwickte Entscheidung nicht wahr?"
„Und wie kam der Prinz, bei allen Göttern aus diesem Maraskenrad heraus?"
„Die Baronin von Hohelucht, zuvor selbst eine der Kandidatinnen um das Grafenamt und ranghöchste Unterstützerin Romins, die mit ihm vor Kuslik kämpfte, bat sich an, an seiner Statt das Urteil anzunehmen. Was Isora, um die Gewissensqualen des Prinzen weiter zu belasten auch annahm."
Ich konnte mir ein leises Lächeln nur schwer verkneifen, wenngleich mich das Schicksal der tapferen Frau durchaus berührte.
„Was grinst Ihr da so dummdreist", fuhr mich der Baron auch sodann an.
„Alleine durch das heldenhafte Opfer einer Albernierin konnte die endgültige Niederlage des Hauses Galahan abgewendet werden, während die Galahanisten des Alten Reiches auf ihren Landschlössern saßen und zusehen mußten, wie eine Übermutaktion des Prinzen beinahe alles gefährdet..." Das Gesicht des Barons versteinerte sich immer mehr. Mir kam da gerade ein Gedanke.
„Baron Ariano, für wen habt Ihr eigentlich auf dem Baihîr abgestimmt?"
„Nicht für die Hoheluchterin", antwortete er kühl.
„Aber doch bestimmt nicht für den Kandidaten des Prinzen, oder?"
„Der Prinz hatte gar keinen Kandidaten!"
„Also für wen?"
Der Baron zögerte.
„Laßt mich raten..."
„Bevor Ihr Euch zu sehr überanstrengt", reagierte der Baron sichtlich ertappt, „will ich Euch lieber gleich antworten. Ich stimmte für Ritter Firuslaus von Joborn-Eichengrund."
„Ha! Für einen Hussbeker!"
„Für einen Andergaster", versuchte der Baron nur noch schwach abzulenken.
„Der Rat der noch verbliebenen Galahans im Alten Reich hat Euch gen Abagund gesandt, um dem Prinzen den Kopf zu waschen. Mit seiner heißspornigen Aktion Kuslik im Handstreich nehmen zu wollen, ohne die alten Gefolgsleute zuvor benachrichtigt zu haben, hat er die gemeinsame Sache in Gefahr gebracht. Schließlich geht es ja nicht nur darum, daß der Prinz Kuslik zurückerhält. Es geht schließlich um die Krone."
„Ihr denkt wie ein Galahanist", bestätigte mich der Baron unbewußt.
„Also habt Ihr ihm klargemacht, daß er noch immer von den Geldmitteln aus dem Alten Reich abhängig ist. Er wollte Euch aber wohl nicht so recht zuhören, so daß Ihr dann vor allen Augen und insbesondere vor seinen Augen, dann für den Hussbeker abgestimmt habt. Der alte Efferdan von Hussbek ist ohnehin gerade dabei die Trümmer der Galahans aufzusammeln, seit seine Familie zu den Königsgeschlechtern des Reiches gehört."
„König von Andergast", sagte Baron Ariano verächtlich.
„Ihr wißt nur zu genau, was das bedeutet. Alleine die Königshäuser haben in der Tradition des Lieblichen Feldes einen Führungsanspruch über die anderen Familien. Sei es nun der König von Andergast, oder ein König von Drôl."
„Nun ja", zuckte der Baron resignierend mit den Schultern, „wenn dieser Pantoffelheld nicht endlich beginnt seine Schritte zu überdenken, steht er eines Tages alleine in Havena. Und wieviel der albernischen Königin ein landloser Prinz ohne Unterstützung ist, mag ich nicht vorherzusehen. Aber immerhin hat die Kaiserin einen kleinen Fehler begangen."
„Wieso?"
„Sie forderte den Prinzen auf seine Rechte aufzugeben!"
„Und?"
„Darüber dürft Ihr auf Eurer Heimreise in aller Ruhe nachdenken. Ich habe heute ohnehin schon zu viel gesagt." Sprachs und ließ mich mit meinen Fragen alleine. Eine Situation, die mir wohlbekannt war. Ob es an mir liegt...?
 


Praios’ Ordnung und Travias Band
von
Jerlan Nestefan
Zweiter Weinamtsmeister zu Veliris
(Bosparanisches Blatt Numero 20, ING 2515 Horas)

„Herausgeputzt hatte sich das Städtchen Shumir. Wimpel und Banner hingen von den Häusern und aus den Fenstern. Den Unrat, den ich noch bei meinem letzten Besuch an den Wegesrändern habe liegen sehen, hatte man weggefegt. Es war ein strahlender Tag im RAHja und alleine die schwarze Feste des Barons, erhob sich wie immer düster und dunkel über der Stadt. Ich war mit einer Abordnung aus Veliris hergekommen, galt es doch die Vermählung zwischen Baron Filburn und Baronessa Tilliane zu feiern.

Zuvor jedoch hätte es zähe Verhandlungen auf Burg Schwarzzack gegeben, wie mir Vetter Ragordan, der Stadtmeister Shumirs ist, berichtete. In dieser Obliegenheit nahm er auch für die Stadt an den Verhandlungen teil. Neben ihm konferierten Comto Tarin Salquirio von Salicum-Selzin als Vertreter der Krone, Comto Alwîn di Bellafoldi von Ruthor als Vertreter des Erzherzogtumes, Cavalliere Sibur Aralzin für die Gräfin von Bethana, Baronet Endor Dorén von Shenilo-Felsfelden für Pertakis, Signor Romualdo ya Cantarra für den Baron von Veliris und als Vermittlerin Baronin Elanor von Efferdas.
Zwischen den Verhandlungsführern habe es zähe Verhandlungen um den Frieden gegeben und dessen Scheitern hätte mehr als einmal auf des Dolches Schneide gestanden. Die Unterhändler des Erbprinzen und die des Barons hätten sich nichts geschenkt und wäre Baronin Elanor nicht immer wieder schlichtend zwischen die einzelnen Parteien gefahren, stünde man sich heute sicherlich wieder auf dem Schlachtfeld gegenüber.
Am Ende einigte man sich aber doch und ein tragfähiger Kompromißvertrag wurde Ende INGerimm unterzeichnet.
Soweit mir dessen Inhalte bekannt sind, denn es heißt es gäbe ein geheimes Zusatzprotokoll, das nur Baron Ariano, Erbprinz Ralman und Baronin Elanor bekannt sei, will ich die Punkte hier nun getreulichst wiedergeben.
Zunächst beschwor man in q PRAios Namen die alte Ordnung und jeder bekannte sich zu den Grenzen aus dem Jahre 2491 Horas, dem Jahr der großen Grundreform Königin Amenes III. Alsdann erkannten alle Beteiligten den legitimen Anspruch Filburns von Shumir auf den Schwarzen Baronsstuhl an.
Die Stadt Shumir sollte von nun an und für immer Landstadt sein, mit allen Rechten und Pflichten. Zur Stadtvögtin wurde Baronessa Tsadanja von Veliris-Marvinko bestellt, die dafür Sorge zu tragen hat, daß die Einnahmen der Bürgerschaft für die nächsten zehn Götterläufe an Baron Ariano abzuführen sind. Dieser muß die Gelder aber auf dem direkten Wege an den Herzog zu Grangor abliefern, da dieser das Lösegeld in gleicher Höhe aufwenden mußte, um seinen mittlerweile abberufenen Connetabel Horasio von Veliris-Marvinko aus der Gefangenschaft des Signors Rendariell de Millenis zu befreien.
Jenem wurde aufgegeben einen Teil der Kriegskosten des Erbprinzen aus ebendiesem Lösegeld zu begleichen. Dieser Verlust wurde dem Signor dann aber mit dem Amte des 1ten Haushofmeisters Shumirs versüßt.
Ganz so, wie Baronin Elanor die Wacht über die Mark von Shumir übertragen bekam. So soll sichergestellt sein, daß wenigstens im Herzen der Baronie Ruhe herrschen möge. Die Gelder hat sie abzüglich eines Wachttalers von 100 Horasdor per annum natürlich an Baron Filburn abzutreten, der aber dennoch schon jetzt in Spottliedern als „Filburn ohne Land" besungen wird.
Im Zeichen der w RONdra schwor man nie wieder gegeneinander die Waffen zu erheben und setzte eine hohe Geldsumme für das Zuwiderhandeln aus, die im Tempel zu Arivor zu spenden sei. Ganz nebenbei bemerkt, beziehen die Rondratempel des Reiches eine nicht unerkleckliche Summe aus einer Unzahl dieser gebrochenen Treueschwüre.
Zudem beschloß man, wohl um die Moral der eigenen Soldaten zu heben, daß beide Heere im Kampfe gesiegt und sich Ruhm und Ehre erworben hätten. Bänder in den Farben beider Seiten wurden feierlich an die Banner gebunden. Die Anzahl der Bänder symbolisiert die Menge der Siege und alleine die Hylaîler Seesöldner können sich damit rühmen alle Farben an ihren Bannern zu tragen. Diesem Umstand verdanken sie auch ihre Tracht und ihr Banner, ein goldenes Zyklopenauge auf schwarz mit bunten Bändern.
Doch das nur als Erklärung. Schließlich fochten zahlreiche Söldner auf beiden Seiten und die Hylaîler gar auf Seiten des Prinzen.
Unter e EFFerds Anrufung sollte der schlummernde Yaquir über den Frieden und die Verträge wachen und strafend seine Arme anschwellen lassen, sollten Bestimmungen oder Auflagen verletzt, oder gar gebrochen werden. Mit dieser Eidesformel unterwerfen sich alle Yaquiranrainer dem Spruch des mächtigen Flusses, von dessen Launen sie stets abhängen.
Zum Schluß schwor man in r TRAvias Namen, Heim und Herd des Gegners stets zu verschonen und jeder Seite Gastung zu gewähren. Doch als unverbrüchliches Zeichen der Treue und Beständigkeit sollten Baron Filburn und Baronessa Tilliane der Göttin Bund eingehen, damit die alte Verbindung der Häuser neu verknüpft und stark gekettet sei.

Und zu eben jener Hochzeit war ich zusammen mit einer Delegation aus Veliris geladen, dem neuen Baron und seiner angetrauten Gemahlin Ehrerbietung und Achtung zu erweisen.
Der nur begrenzt Besucher fassende Tempel der TRAvia barst aus allen Nähten. Weniger die adlige Hochzeit, als vielmehr der dadurch zu besiegelnde Friedensvertrag und die zu diesem Zweck angereisten hohen Personen von Rang und Namen zogen Schaulustige und Gäste aus der umliegenden Region in Scharen an.
Lange war es her, daß ein Mitglied des Herrscherhauses an einer Vermählung der Familie Shumir teilgenommen hatte.
Erbprinz Ralman von Firdayon-Bethana war mit seiner Gattin Erlgard Sirensteen, Nichte des Staats-Marschalles gekommen. Wie es die Tradition gebot war er Zeuge des Traviabundes. Für Baron Ariano, der als Brautvater nicht auch noch Trauzeuge sein konnte, überreichte Signor Romualdo ya Cantarra die Ringe.
Die Zeremonie wurde zwar von der örtlichen Traviageweihten durchgeführt, ihr standen aber ein Geweihter des PRAios aus dem Sanct-Aldigon-Orden zu Veliris, eine Ardaritin aus Arivor, sowie ein Efferdgeweihter aus dem Flußtempel zu Illstan zur Seite.
Baronessa Tilliane, die in erster Ehe mit einem Edlen aus den Nordmarken vermählt war, trug ein rot-goldenes Gewand in den Farben der Baronie Veliris. Feine bestickte Spitzen und goldenes Brokat bildeten ein weit ausladendes Kleid mit einer mehrere Schritt langen Schleppe, die von sechs Kindern getragen wurden. Weitere Blütenkinder streuten Blumen auf den Weg des Paares. Natürlich Lilien. Baron Ariano ließ keine Gelegenheit aus.
Ihr Gemahl, Baron Filburn von Shumir, trug ein dunkles Wams, das mit weißen und roten Verzierungen die Farben Shumirs zeigte. Der Baron war erst vor einer Woche offiziell durch Kaiserin Amene in ihrer Funktion als Königin des Lieblichen Feldes in die Freiherrenwürde erhoben worden. Seit Alters her lassen es sich die Monarchen Vinsalts nicht nehmen diese Urkunde den Freien Damen und Herren der umliegenden Baronien höchstpersönlich auszuhändigen. 
Baron Filburn, der in seiner Sturm und Drang Zeit ein gefeierter Turniersieger war, alleine dreimal konnte er die goldene Lanze zu Bomed gewinnen, war noch immer von seiner langen Turmhaft gezeichnet. Das bleiche fahle Gesicht, die stets blinzelnden Augen, die noch immer nicht das Tageslicht vertrugen - weswegen der Baron in der Öffentlichkeit auch stets dunkle Bernsteingläser trägt - und der ausdruckslose Blick, lassen immer wieder vergessen, daß der Baron noch vor wenigen Jahren ein Idol war, dem die Herzen der Edelfräulein nur so zuflogen.
Heute soll er dem edlen Traubensaft, für den seine Baronie bekannt ist, zugeneigt sein. Mein Vetter meinte gar einmal zu mir, dieser stete tiefe Blick ins Glas sei der einzige Grund dafür, daß der Baron überhaupt noch nicht zu BORon gefahren sei. Baron Ariano habe das Leben Filburns nur verschont, weil er aus ihm eine Mirhamionette machen konnte. Sollte der Fuchs aus Veliris am Ende gar doch noch gesiegt haben? Doch das sind alles nur Gerüchte.

Nach der Zeremonie im Traviatempel zeigte sich das neue Baronspaar auf dem Rathausplatz der Stadtbevölkerung, die Tilliane und Filburn herzlich zujubelte. Wohl auch, weil die Stadtväter ein rauschendes Fest für den ganzen Ort vorbereitet hatten.
Die adligen Gäste feierten nun für sich in den Hallen der Burg Schwarzzack und auch ich blieb mit der Delegation aus Veliris in der Stadt, wo bis zum ersten Hahnenschrei fröhlich gefeiert und so manches Glas auf das holde Paar gehoben wurde. Möge Shumir in gleichem Glanz wie Veliris erstrahlen!!
 


Frieden in Shumir?
(Bosparanisches Blatt Numero 19, FIR 2515 Horas)

Hoffnungsvoll klingen die Nachrichten, die uns von den Verhandlungen in und um Shumir in diesen Tagen erreichen. Unter Vermittlung Baronin Elanors von Efferdas seien sich die Unterhändler der waffenführenden Parteiungen näher gekommen. So hieß es aus Veliriser Kreisen, daß Baron Ariano nun bereit sei Baronet Filburn anzuerkennen. Die berechtigten Zweifel, die man an seiner Herkunft gehabt hätte seien größtenteils ausgeräumt.
Aber auch Prinz Ralman signalisierte, daß er durchaus Verständnis für Baron Arianos Eingreifen zeigen könnte, sollte ein Weg gefunden werden seine Kosten für den Einsatz zu übernehmen. Zudem habe er niemals an der Herkunft des Baronets gezweifelt, alleine Kemoc der Schwarze sei zu so einer grausamen Tat fähig, den eigenen Bruder jahrelang im Turmverlies einzuschließen. Lediglich die körperliche Verfassung des einst strahlenden Kriegers mache ihm Sorgen, schien ihm doch der Baronet zu sehr dem Wein zugeneigt. Aber wer wolle es ihm verdenken, nach allem, was er durchgemacht habe. Prinz Ralman wolle Filburn von Shumir einen Berater zur Seite stellen, um so die Regentschaft über die Baronie zu wahren.
Diese versöhnlichen Töne stimmen erwartungsfroh den Waffenstillstand in einen Friedensvertrag umzuwandeln. Dann würde endlich wieder Ruhe in die Region einkehren.
Hinter vorgehaltener Hand heißt es, daß Kaiserin Amene-Horas höchstpersönlich nun auf die Kriegsparteien eingewirkt hätte den Konflikt endlich beizulegen. Der Kaiserhof wolle keine schwelende Krise direkt vor der eigenen Haustüre haben. Seit Baron Ariano vom Cron-Convent ersucht wurde die Delegation gen Cumrath anzuführen und diese übertragene Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit der Kaiserin ausführte, ist die gespannte Lage zwischen Vinsalt und Veliris ohnehin entschärft.
Auch Prinz Ralman soll eine Audienz bei der Kaiserin gehabt haben, in der auch die Lage in und um Shumir zur Sprache gekommen sei.
Seit der Geburt ihres Enkels Khadan Varsinian ist Kaiserin Amene-Horas erkennbar genesen. Die Sorge um den Bestand des Hauses Firdayon hatte in den Monden zuvor mutmaßlich doch stärker an ihrem Wohlergehen gekratzt als bislang zugegeben wurde.
Die Einmischung der Kaiserin erweist sich aber als Segen, können die festgefahrenen Verhandlungen, wie es jetzt aussieht, schon in naher Zukunft zu einem glücklichen Ende geführt werden. Und auch an die Zukunft Filburns wird zur Zeit gedacht, denn es wird gemunkelt, daß eine Heirat den Pakt von Shumir besiegeln soll.
So schauen die Götter wieder wohlgefällig gen Shumir, denn nachdem RONdra Tribut geleistet wurde, kehren nun PRAios und TRAvia Hand in Hand wieder in das schöne Land ein.
 


Unruhe im Haus Veliris
(Bosparanisches Blatt Numero 18, PER 2514 Horas)

GRANGORIA/VELIRIS. Nachdem man die bewaffnete Auseinandersetzung um Shumir glimpflich beilegen konnte, steht dem Haus Veliris nun neuer Ungemach ins Haus. Zwar konnte der Schwager des Barons, Horasio della Pena, durch des Herzogs Canzler Chiranor Tegalliani für eine nicht näher bestimmte Summe aus der Geiselhaft durch Signor Rendariell de Millenis ausgelöst werden und auch der Sohn des Baronspaares Gareno scheint nicht unter den geborgenen Opfern der Dämonenschlacht gewesen zu sein.
Dennoch ließ Comto Chiranor bereits durchklingen, dass der Herzog sich wegen des Lösegeldes bei Baron Ariano schadlos halten werde und das Herzog Cusimo den Baron in seine Residenz Teffalura hat zitieren lassen. Das es sich dabei wohl kaum um einen Freundschaftsbesuch handeln wird, dürfte jedem einsichtig sein.
Zudem brennt der Konflikt mit Erbprinz Ralman weiter. Zur Zeit zwar nicht offen, aber es gärt unterhalb des Bosparanjerdeckels weiter. So ließ der Prinz einen Verwandten des Barons, Alricilian von Veliris-Carinto, 1ter Schatzmeister des Königreiches, brüsk abweisen, als dieser eine Festlichkeit in Horasia uneingeladen besuchen wollte. Für die vielen, die sich nicht mit jeder Einzelheit der Yaquirischen Etikette in jahrelangen Studien auseinandergesetzt haben, sei erklärt, dass die Mitglieder der Cron-Regierung das ungeschriebene Privileg genießen unangemeldet und uneingeladen jedes Fest des Landes besuchen zu dürfen. Zumal der Glanz der Krone dadurch auch auf den Gastgeber fällt. Diese grobe Unhöflichkeit läßt doch erahnen, daß die Nerven bei den Beteiligten blank liegen. Darüber täuscht dann auch nicht mehr hinweg, dass der Erbprinz am nächsten Tage einen Präsentkorb mitsamt seiner Entschuldigung in die Schatzkanzlei schicken ließ.
Das alles macht sich aber recht harmlos für das Haus Veliris aus im Vergleich zu dem, was sich im Osten des Kontinentes abgespielt haben mag. Der geneigte Leser wird sich gewiß daran erinnern als der Nachfolger Baron Arianos gegen den erklärten Willen seines Vaters in den Krieg gegen den Dämonenmeister zog. Vielen wird das eisige Zusammentreffen der beiden auf Burg Praske noch lebhaft im Gedächtnis geblieben sein. Doch trotz der Verstimmungen zwischen Vater und Sohn sorgte sich der gesamte Hof um den Verbleib des jungen und tapferen Garenos, der schon immer als ein ungestümer, aber liebenswerter Schwärmer galt.
War man zunächst noch erleichtert, den Sprößling nicht auf der Gefallenenliste des Neuen Reiches gefunden zu haben, macht sich nun die Angst breit, der junge Held könnte in die düsteren Klauen des Dämonenkaisers Galotta gefallen sein. Es gibt einige Augenzeugen, die die roten Lilien des Hauses Veliris am Hofe von Yol-Ghurmak gesehen haben wollen. Ob diese Wahrheit ungetrübt den weiten Weg durch die Mittellande genommen hat, darf zwar getrost bezweifelt werden, dennoch lähmt alleine der Gedanke der Baronet könnte - freiwillig oder unfreiwillig - ein Scherge der Heptharchen sein die gesamte Baronie. Noch ist man in Veliris hin und her gerissen zwischen Hoffen und Bangen, um das Schicksal des blonden Jünglings, der dereinst seinem Vater als Träger des Lilienschwertes nachfolgen soll. Der freiherrschaftliche Hof zu Schloß Velirial gibt daher auch weiterhin folgende offizielle Erklärungab: Erbbaronet Gareno Reon Torvon Dracorio von Treuffenau-Veliris, Signor von Treuffenau gilt als verschollen.
 


Die Schlacht auf den Schwarzen Marschen
Zweiter Teil

VON TARIN SALQUIRIO VON SALICUM-SELZIN
(Bosparanisches Blatt Numero 17, BOR 2514 Horas)

Vor wenigen Monden erfuhren wir aus der Hand des Comto Schatz-Canzlers von dem Aufeinandertreffen der Heere des Prinzen Ralman von Firdayon-Bethana, Erbprinz Horasias, und Baron Arianos von Treuffenau-Veliris, dem selbsternannten Regenten von Shumir. Der schwelende Konflikt um den Herrscherstuhl der reichen Baronie Shumir hatte sich in den Tagen des INGerimm immer weiter zugespitzt und fand schließlich seinen vorläufigen Höhepunkt in der Schlacht auf den Schwarzen Marschen von Shumir. Von eben dort berichtet Comto Tarin von Salicum-Selzin über den Fortgang der Geschehnisse.
„[...] Geradewegs schien der Ausgang der Schlacht für den Baron aus Veliris zu einem Fiasko zu werden, galt einer seiner Heerführer, zugleich Schwiegersohn des Barons, als gefallen und die eigenen Truppen ob dieser Nachricht demoralisiert. Doch noch bevor dieser Schock den Velirischen Truppen in die Glieder fahren konnte, um sich schwer wie Blei in ihnen festzusetzen, da tönte die Trompete des Clamethers über das Feld. Ulim Marciero selbst führte zwar die Kompanie schwerer Reiter nicht an - der Gransignor weilte wohl noch immer im fernen Weiden - aber dennoch verhalfen die Reiter unter Carinja Rodensen-Mersingen die Lage für Baron Ariano fürs erste zu retten. 
Ich selbst befand mich zu diesem Zeitpunkt noch immer auf dem Feldherrenhügel des Barons und hatte einen guten Überblick auf das unter mir liegende Schlachtfeld. Als unliebsamer Gast war ich zwar zunächst aus dem direkten Umkreis des Barons verbannt worden, konnte mich aber in der allgemeinen Aufregung um den Tod des Connetabels ganz in die Nähe der kommandierenden Adligen begeben.
Natürlich hat man sich den militärischen Konflikt zwischen Baron Ariano und Prinz Ralman nicht wie eine der großen Schlachten der Geschichte vorzustellen, an denen Tausende von Soldaten beteiligt waren, aber alleine der Ehrgeiz der Lokaladligen war es, eine Schlacht mit gerade einmal etwas mehr als 1000 Kämpfenden wie eine Partie auf einem Spielfeld aufzubauen. So versuchte der Gonfaloniere des Barons immer wieder einen Zangenangriff gegen die Truppen des Prinzen zu führen, den diese jedoch mit kleineren Ausfällen an den Flanken schnell zum Erliegen bringen konnten.
Besonders ungeordnet kämpften jedoch die bewaffneten Bürger aus Shumir. Zuweilen erschien es mir, daß sie eher der Schlachtordnung des Barons entgegenwirkten, als das sie seinem Heer Stärke verliehen. Anscheinend ohne Kommandanten warfen sich die Bürger immer wieder ins Getümmel, ohne auch nur im mindesten auf ein kleines bißchen Taktik zu achten. So war es auch kaum verwunderlich, daß viele von ihnen unter dem Pfeilhagel der Pertakiser Bogner fielen.
Der Baron tobte vor Wut und befahl diverse Male die Bürger endlich von seinem Schlachtfeld holen, was aber kaum gelingen konnte, waren sie doch überall und nirgends.
So entschloß sich Baron Ariano den Kampf zunächst zu unterbrechen und die Truppen neu sammeln zu lassen. Das entsprechende Hornsignal erscholl über den Schwarzen Marschen und die Heerführer sammelten ihre Einheiten zum Rückzug.
Ein Nachsetzen der Kavallerie unter Signor Rendariell de Millenis konnte durch die Bogner aus Veliris und den wenigen Feldgeschützen verhindert werden, die ohne viel Mühe vom Hügelkamm aus die Reiter stoppten.
So kam es, daß man zur Mittagszeit, eiligst wurden Boten hin und her getauscht, die Schlacht zunächst unterbrach. Der einstige Vorteil des Barons aus Veliris war vorübergegangen. Seine ansonsten ausgeglichene Laune ebenfalls.
Während die Toten und Verwundeten vom Schlachtfeld geholt wurden rief der Baron seine Heerführer zusammen.
Ich selbst hatte mich einfach Signor Romualdo ya Cantarra angeschlossen und konnte so der Lagebesprechnung beiwohnen. Baron Ariano schien ohnehin andere Sorgen zu haben, als mich von der Sitzung auszuschließen.
So stand ich dann zusammen mit Tarim Ciras von Veliris-Carinto, dem Gonfaloniere von Veliris, Baronet Ariano Sal, dem jüngsten Sohn des Barons, Signor Leomar von Tokram und Carinja Rodensen-Mersingen, Capitanya in Diensten Gransignor Ulim Marcieros, Esquirio Ralhion Trebesco, Capitanwachtmeister der Grangorer Garde, sowie einigen weiteren Boten und Adjutanten um einen Tisch herum, auf dem eine Karte der Region ausgebreitet war.
Der Baron übertrug seinem Sohn die Führung der verblieben Shumirer Bürger, mit der Auflage sie nur an den Flanken angreifen zu lassen, auf daß sie nur nicht wieder die Attacken der Ritter behinderten. Signor Romualdo wies darauf hin, daß das Wetter zunehmend umschlüge und bei einsetzendem Regen der Boden des Schlachtfeldes für die schweren Reiter zur tückischen Falle werden könnte. Baron Ariano quittierte dies mit der Frage, warum er denn überhaupt auf seine Ritter gesetzt habe, wo doch erst eine Meute aufgescheuchter Pfeffersäcke und dann der Herr EFFerd seine schlagkräftigste Einheit außer Gefecht setze.
Auch galt es den Esquirio Ralhion Trebesco davon zu überzeugen, ohne seinen Herrn den Connetabel von Grangoria weiterzukämpfen, was nach einem Wortwechsel unter vier Augen gelang.
Ansonsten konnte Gonfaloniere Tarim Ciras vermelden, daß es bislang vergleichsweise wenig Gefallene gegeben habe, in erster Linie die Bürger der Stadt Shumir - das hätten sie sich aber schließlich selbst zuzuschreiben, bemerkte der Gonfaloniere nicht ohne Grimm. Unter den Gefallenen sei der Leichnam Horasios jedoch nicht gefunden worden. Vielleicht hätten ihn die Pertakiser als Trophäe eingesammelt.
Das würde aber gegen jegliche Konventionen der Rondrakirche verstoßen, warf ich daraufhin ein und vermutete, daß der Connetabel von Grangoria vielleicht noch am Leben sei. Diesen Einwand hätte ich lieber unterlassen, beglückwünschte mich der Baron zu meiner Unverfrorenheit und ließ mich durch zwei eilig herbeigerufene Wachen aus dem Zelt hinausbegleiten. Alter schütze anscheinend auch vor Torheit nicht, hörte ich jemanden mir nachrufen. Welch Unverschämtheit und allein der Umstand, daß ich nicht wußte, wer es gerufen hatte und sich in meiner Begleitung zwei Soldaten in den Farben Veliris befanden, verhinderten meine Satisfaktionsforderung. Noch nie hatte sich jemand über mein Alter beschwert.
Draußen angekommen, schien sich die Vermutung Signor Romualdos zu bewahrheiten im Osten braute sich kein gutes Wetter zusammen. Und in diesen Tagen war man schon froh, wenn es nur die Göttin RONdra war, die hier die Trommeln schlug. Viel Zeit würde dem Baron nicht mehr bleiben seine Ritter einzusetzen. Das schien dieser auch bemerkt zu haben und verließ kurz nach mir, zusammen mit seinen Heerführern das Feldherrenzelt. Letzte Vorbereitungen wurden getroffen und am späten Nachmittag erschollen erneut die Posaunen über das Schlachtfeld. Beide Heere standen sich zum zweiten Male an diesem Tage gegenüber.
Der Baron gab das Zeichen zum Angriff und die Veliriser Bogner schossen mehrere Salven in die feindlichen Stellungen. Aber nur wenige fanden ihr Ziel. Die meisten steckten in provisorischen Schilden, die der Prinz wohl in der mittäglichen Pause hatte schnell anfertigen lassen. Alleine die Feldgeschütze rissen Lücken in die Stellungen der Pertakiser. Daraufhin setzte der Prinz seine Truppen in Bewegung. Und etwa zur siebten Stunde der zweiten Tageshälfte trafen die Heere erneut aufeinander.
Hin und her wogten die Schlachtreihen und keiner Seite schien der entscheidende Durchbruch zu gelingen. Doch die Zeit drängte, denn das Wetter verschlechterte sich zusehends. Trotz der Jahreszeit begann es allmählich düsterer zu werden und die Worte Signor Romualdos noch im Ohr, spürte ich bereits die ersten Tropfen fallen.
Die Schlacht nahm nun an Heftigkeit zu und die Ordnung der Reihen ging bei beiden Seiten zusehends verloren. Die dunkle Wolkenwand schob sich nun immer schneller von Osten her kommend über die Marschen und zur zweiten Tsastunde ging dann ein wahrer Sturzbach vom Himmel hernieder. Begleitet von dumpfen Donnergrollen lösten sich die Ritter aus dem Gefecht und verließen das Schlachtfeld.
Signor Romualdo galoppierte auf den Hügel zu und forderte den Baron zum Rückzug auch der noch verbliebenen Truppen auf. Zudem werde Capitanwachtmeister Ralhion Trebesco seine Garde auch nicht mehr lange auf dem Schlachtfeld halten. Die Schlacht sei verloren, waren die letzten Worte des Signors, die ich hören konnte, bis eine heftige Windböhe den Ritter dazu zwang sein Pferd ins Gleichgewicht zu bringen.
Der Baron Ariano schien die Lage aber trotz Verbitterung richtig einzuschätzen, gab er doch seinen Trompetern das Signal zum Rückzug.
Während ich die Feldgeschütze des Barons brennen sah und sich die Einheiten zur Flucht wandten, ließ sich Ariano von Treuffenau-Veliris seinen prächtigen Fuchs geben und ritt auf mich zu.
Ob ich denn nun auch mit in die Stadt Shumir kommen wollte, er könnte für eine längere Zeit eine erheiternde Unterhaltung brauchen, fragte er mich. In der Stunde der Niederlage noch fähig zu einem Scherz.
Um die nun zwangsläufig folgende Belagerung wissend, bedankte ich mich artig für die Einladung mit der Bemerkung, es gälte den zweiten Teil des Schlachtberichtes schleunigst zu veröffentlichen. Was der Baron mit einem gequälten Lächeln quittierte. Dann ritt er davon.
Ich verweilte noch einige Zeit im sturmumtosten zurückgelassenem Feldherrenzelt des Barons und beobachtete die sich zurückziehenden Truppen der Veliriser. Ein Glück wenigstens, daß auch die Kerntruppe des Prinzen, eine vortrefflich ausgerüstete Ritterschar, unter dem morastigen Boden litt und so den fliehenden Truppen des Barons nicht nachsetzen konnte.
Doch insgesamt war das nicht der Tag des Barons, erst die Nachricht von dem gefallenen Schwiegersohn, dessen Schicksal bislang noch immer ungeklärt ist, dann die Vereitlung der Strategiepläne durch die eigenen Truppen und nun das wenig ruhmreiche Ende in Dreck und Schlamm, hervorgerufen durch ein plötzliches Gewitter.
Doch wer hätte zu Beginn dieses strahlenden Tages ahnen können, daß im fernen Osten ein anderer ehemaliger Liebfelder eine noch herbere Niederlage erleiden würde.
Die Schlacht auf den Schwarzen Marschen von Shumir fand am 23. ING des Jahres 2513 Horas statt, dem Tag, an dem Borbarad den vereinten Heeren des Kontinents unterlag.
 


Die Schlacht auf den Schwarzen Marschen von Shumir
von 
Tarin Salquirio von Salicum-Selzin
(Bosparanisches Blatt Numero 16, RAH 2513 Horas)

In letzter Sekunde erreichte uns eine Depesche des Comto Schatz-Canzlers, die uns veranlaßte noch einmal die gesamte Titelseite abzuändern. In seiner bekannten Art, berichtet Seine Edelhochgeboren über die sich überschlagenden Ereignisse in Shumir. Hier sein Rapport.

„Nach mehreren Monden ungewisser Lage und Zuspitzung der Ereignisse in und um Shumir hat sich nun die Spannung in einem starken Donnerschlag entladen. Hatten zahlreiche Beobachter noch an eine friedliche Beilegung der Shumir-Krise - wie sie landein und flußab in Kusliker Salons und Vinsalter Tavernen genannt wird - geglaubt, so zerplatzte diese Hoffnung, wie eine Tonkugel Hylaîler Feuer. 
Die Heere Baron Arianos von Treuffenau-Veliris und Prinz Ralmans von Firdayon-Bethana trafen heute in den Morgenstunden aufeinander. Und ebenso rasch, wie das Feuer sich entzündet hat, breitet sich die Flamme nun zu einem Flächenbrand aus.

Doch rufen wir uns zunächst die Ereignisse der letzten Tage in Erinnerung.
Wie erstaunt waren wir doch noch, als die Stadt Shumir den Treueid auf  den Baron leistete und somit eine Vorentscheidung gefallen zu sein schien. Doch zu eben diesem Zeitpunkt trat der Erbprinz von Horasia mit einer stattlichen Anzahl Soldaten in Pertakis auf der Bildfläche auf. Er vereinigte seine Banner mit denen der Edlen Endor Doren von Shenilo-Felsfelden und Rendariell ya Grendol de Millenis und hatte nun eine dem Baron ebenbürtige Streitmacht gesammelt.
Zwar wäre der Prinz lieber mit eindeutigeren Verhältnissen losgezogen, doch sehr zu seinem Verdruß verweigerte ihm der Cronrat eine Unterstützung durch Einheiten der Cron-Legion. Doch auch so verfügte die Horasia-Pertakis-Allianz über eine Armee von über 400 schlagkräftigen Soldaten, die sich aus 100 herzöglichen Schwertschwingern, 2 Bannern Hylaîler Söldlingen, 2 Bannern Elitereitern aus Pertakis, einem Schwadron Sheniloer Drachenreiter, etwa 30 Arinker Bogner und noch einmal eben so vielen Rittern der eigenen Garde des Prinzen zusammensetzten.

Ich selbst befand mich in Sewamund, als ich vom Aufbruch des Prinzen gen Shumir hörte. Zusammen mit Baronin Elanor von Efferdas diskutierte ich die Lage in Shumir bei einem Glas schwerem Veliriser Rotwein, den die Baronin von Baron Ariano geschenkt bekommen hatte. Was sie aber keineswegs zu einer Parteigängerin des Barons mache, wie sie mir versicherte.
Gemeinsam verglichen wir die Forderungen beider Seiten, die sie der Baronin Elanor per Boten hatten zukommen lassen, da diese sich als Vermittlerin empfohlen hatte. So unüberwindlich schien uns die Lage nicht, als uns der Aufmarsch Prinz Ralmans von einem Reiter meiner Schatzgarde mitgeteilt wurde.
Eigentlich wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch meinen alten Freund den Comto Seneschall in Kenntnis setzen, aber es galt keine Zeit mehr zu verlieren und so begab ich mich unverzüglich mit Baronin Elanor zu nachtspäter Stunde auf nach Shumir. Begleitet von einer Companie der herrschaftlichen Garde. Man wußte ja nie, was kommen könnte, wie mir die Baronin mit einem Lächeln versicherte.
Kurz bevor wir die Stadt Shumir erreichten, trafen wir auf einen Trupp schwerer Reiter, die von seiner Wohlgeboren Vascal ya Berîsac de Mantrash selbst angeführt wurde. Nach einer förmlichen Begrüßung erklärte uns der Signor, daß er mit seinen Dragonern über verschlungene Pfade durch Veliris auf dem Weg zu Prinz Ralmans Streitmacht sei, um diese zu verstärken. Nachdem sich sein Erzfeind Horasio della Pena mitsamt vier Bannern der Grangorer Garde nun offen auf die Seite Baron Arianos gestellt hätte, bliebe ihm keine Wahl, dieses schreiende Unrecht wenigstens etwas auszugleichen. Mit diesen Worten gab er seinem Schlachtross die Sporen und preschte an uns vorüber.

Vier Banner also hatte Connetabel Horasio, der Signor von Kullbach-Marvinko, auf die Waagschale geworfen. Somit verfügte der Baron mit seinen 100 Söldlingen, den 2 Bannern der Baronie, den 50 Bognern aus Veliris und den 20 Rittern unter Signor Romualdo ya Cantarra über beinahe 500 Soldaten. Beide Heere waren sich folglich, zählt man die Mantrasher noch hinzu, beinahe ebenbürtig.
Doch gab es noch zahlreiche Unbekannte in dieser Rechnung - eine Wendung, die ich von einem Grangorer Mathematicus entlehnt habe -  so zum Beispiel die Ritter aus Clameth, oder die Einheiten des Signors von Perainidâl. Und was war mit den Truppen der anderen Pertakiser Signorsfamilien, oder dem Banner des Barons Ralhion von Aralzin und Selzin. Selbst einem so nahen Verwandten, wie mir, wollte er bei meinem letzten Besuch keine genaueren Angaben machen. Es war aber kein Geheimnis, daß er eher die Seite Baron Arianos favorisierte, als ausgerechnet den Prinzen aus Horasia zu unterstützen. Zudem war da noch das Schwadron meiner reizenden Begleiterin, die auffällig schweigsam neben mir in der Kutsche saß.
Ich wurde jäh aus diesen Gedanken gerissen, als weit vor uns im noch dunklen Morgengrauen ein heller Schein über den Himmel zog. Das war das Zeichen zum Angriff. Eine der beiden Seiten hatte die Schlacht um Shumir eröffnet.

Wenig später erreichten wir die Stadt Shumir selbst. Hier war man erwartungsgemäß in heller Aufregung, wurde doch schließlich auch um das Schicksal der freien Bürgerschaft gekämpft, mit der sich der Baron die Treue der Städter erkauft hatte. Doch nicht vor den Toren der Stadt, sondern auf den Schwarzen Marschen fand die Schlacht statt.
Nun hörte man auch schon die dumpfen Klänge der Trompeten und Trommeln aus der Ferne. Die Schlacht war im vollen Gange. Die Baronin von Efferdas hieß mich hier in Shumir aussteigen, sie gedachte nun alleine den Schauplatz der Kämpfe zu besichtigen. Was auch immer ‘besichtigen’ in diesem Zusammenhang für eine Bedeutung haben mochte. Die Baronin stieg nun selbst auf einen schwarzen Rappen und ritt eiligst in Richtung der Marschen.
Währenddessen begab ich mich zum Rathaus der Stadt, wo ich erfuhr, daß der Baron das Terrain schon mehrere Tage zuvor in Augenschein genommen hatte und nun dem Prinzen seine Wahl diktierte. Die Schwarzen Marschen waren ein relativ ebenes Gelände, die ihren Namen durch zahlreiche Torfmoorseen hatten. Eine überstürzte Flucht in unbekanntes Gebiet sollte sich daher keine der beiden Parteien leisten. Die Schwarzen Marschen galten aber allgemein als nicht sehr tückisches Sumpfgebiet, allein der Platz wurde durch offensichtliche Torffelder beschränkt.
Weiter erfuhr ich, daß sich der Signor von Tokram, Leomar Romualdo di Fortunara, dem Baron angeschlossen hatte. Nicht jedoch mit weiteren Einheiten, was Baron Ariano mißgestimmt zur Kenntnis genommen hatte, wie mir Maestro Nestefan versicherte. Dafür waren aber einige Bürger der Stadt mit in die Schlacht gezogen. Wie viele es sein mochten, konnte oder wollte mir Maestro Nestefan nicht sagen. Auch verweigerte er mir - mir, dem Comto Schatz-Canzler Yaquirias - die Bereitstellung eines Pferdes. Weder Drohen noch Bitten, was mir ob meiner Stellung sehr bitter aufstieß, halfen diesen sturen Pfeffersack zu bewegen. Wieder einmal wurde es mir vor Augen geführt, wie es sich rächt, wenn man frechen Bürgerschaften zu viele Freiheiten läßt. Mögen die Salicumer Zünfte mir nicht noch einmal mit derartigen Forderungen unter die Augen treten.
Mißgestimmt und arg in meiner Ehre beleidigt, trat ich vor die Stadtmauern. Allein ein Duell mit diesem Pfeffersack schien mich besänftigen zu können. Doch verbot sich dieses natürlich von selbst, welcher Edelmann kreuzt die Klinge mit einem, der nicht von Stand ist?

Noch in diese Gedanken versunken, traf ich durch eine glückliche Fügung des Schicksals, dem Herrn PHEx sei gedankt, vor der Stadt auf Baronet Ariano Sal von Treuffenau-Veliris, das fünfte Kind des Barons. Durch die ‘Vergeßlichkeit’ seines Commandanten, des Herrn Capitano Mondino von Firdayon-Agendayo, hatte er eine Depesche seines Vaters erst mit reichlich Verspätung erhalten, weswegen er frühest vor wenigen Augenblicken hier in Shumir hätte eintreffen können.
Natürlich wollte sich der Baronet keinen Lidschlag mehr durch mich aufhalten lassen und geradewegs Richtung Schlachtfeld reiten, allein der Respekt meines Amtes und Ansehens hielt ihn zurück. Ein beredter Unterschied zu dem unverschämten Verhalten dieses Bürgervorstehers. Und so war es mir ein Leichtes ihm verständlich zu machen, daß die schnellste Möglichkeit zu seinem Vater vorzustoßen, allein die sei, mir ein Pferd zu organisieren und mich sodann zum Kampfgeschehen mitzunehmen. Nur wenige Atemzüge später ritten wir in Richtung Schwarze Marschen.

Der Schlachtenlärm war nun auch bald deutlich zu hören. Beide Seiten waren nun seit einiger Zeit in direkte Kämpfe miteinander verstrickt. Und von der nächsten Erhebung aus konnte man das Schlachtfeld dann auch sogar sehen. Zwischen einigen Hügeln erstreckte sich der Kriegsschauplatz und die Feldherrenzelte beider Seiten lagen oberhalb des Kampfgeländes. Das Zelt von Prinz Ralman stand erkennbar ungünstiger, weswegen ich mich weiterhin dem Weg des Baronets Ariano Sal anschloß.
Auf dem Feldherrenhügel Baron Arianos angekommen, begrüßte mich dieser mit einer spitzen Bemerkung, die ich hier nicht gedenke wiederzugeben, und verwies mich auf einen Stuhl im Nebenzelt. Dort platzgenommen, begann ich sofort mit der Schilderung meiner Erlebnisse bis zu diesem Zeitpunkt und der Aufzeichnung der kommenden Ereignisse. Dieses Werk hält der geneigte Leser nun in Händen. Direkt oberhalb des Schlachtfeldes von eigener Hand verfaßt.
Leider hörte ich nun nicht mehr, was Baron Ariano mit seinen Obersten besprach. Sei es drum.

Bislang wogte das Schlachtenglück hin und her und es war noch längst nicht abzusehen, welche der beiden Seiten die Oberhand gewinnen würde. Jetzt konnte ich im Getümmel auch das ein oder andere Banner ausmachen. So hatte es der Signor von Mantrash also noch rechtzeitig geschafft, wie mir das Hornechsenbanner inmitten des Schlachtgedränges bewies. Zwischen den velirischen Lilien konnte ich auch das Banner des Signor Romualdo ya Cantarras entdecken.
Die Schlacht schien nun an Heftigkeit zuzunehmen, zahlreiche Pfeilsalven flogen durch den Himmel und auch schweres Kriegsgerät war auf beiden Seiten aufgefahren worden.
Im Feldherrenzelt Baron Arianos schien nun Hektik aufgekommen zu sein. Zahlreiche Boten brachten Nachrichten und wurden mit neuen Befehlen zurückgeschickt. Nun drang eine Schreckensnachricht sogar bis zu mir herüber: Der Connetabel von Grangoria war gefallen! Während ich diese Botschaft noch verdaute, erscholl der Ruf ‘Die Clamether kommen!’ über die Hügel und in der Tat sah ich eine Schar Reiter heranpreschen. Das Banner Ulim Marcieros vorneweg!

Fortsetzung folgt.
 


Hochzeit im Lilienhaus

Tsadanja v. Treuffenau-Veliris zur Signora von Tarin erhoben
(Bosparanisches Blatt Numero 15, PHE 2513 Horas)

 „Der listige PHEx vor, Herr d’Alentino-Firdayon.
Ihr batet mich, Euch eindringliche Kunde von der wichtigsten Heirat Grangorias im ganzen ZWOelferlauf zu geben und wie Ihr wißt, konnte ich mich Wünschen von Eurer Seite noch nie verwehren.
Verkündet von den Schlägen der großen Tempelglocke des Castell Sanct Aldigon rief die Hochzeit am Morgen des 27ten aFIRun, wo Signor Horasio della Pena v. Kullbach-Marvinko und Baronessa Tsadanja v. Tarin durch einen Kuß die Vermählung vollendeten, jene heiteren Gefühle von Freude hervor, die stets solcherart Ereignisse begleiten, deren Protagonisten mit ihrem Tun und ihrer Gegenwart den Göttern dienen und sie ehren.
Gerüchte gingen jedoch unter dem Volk umher: Der umtriebige Landgraf Croenar v. Marvinko, selbst ein Gast der Feier, habe diese Hochzeit eingefädelt, um die Häuser Marvinko und Treuffenau-Veliris zu verbinden. Andere meinten, dies sei der Preis für die Hilfe Don Horasios in der sogenannten Shumir-Krise, wenige jedoch erklärten, Horasio habe Tsadanja während des Lustwandels im Velirial lieben gelernt und bald darauf Ariano um ihre Hand gebeten.
Wie dem sei, die Granden und Grandessas, die in der prächtigen Sanct Aldigon Cathedrale die Hochzeit feierten, interessierte das alles wenig. Zu der von Vice-Dominus Alricilian v. Treuffenau-Veliris geleiteten Hochzeitszeremonie waren Gäste aus dem ganzen Horasiat gekommen: Der schon genannte Landgraf Croenar kam gemeinsam mit Graf Mondino Torbenias, der häufig die traditionelle Einrichtung des Castells kritisierte, aus Kuslik war Baron Efferdan Baliiri v. Hussbek gekommen und der Marchese von Drôl, Praionor di Balligur, hatte seinen Neffen Dalecio di Balligur gesandt. Um hier nur einmal die wichtigsten Namen zu nennen, denn es waren noch unzählige Signori anwesend, deren Aufzählung mich zum Kauf eines neuen Tintenglases zwingen würde.
Und sie suchten den Weg nach Veliris nicht vergebens, die beiden Vermählten allein boten schon ein zauberhaftes Bild. Signor Horasio in ritterlicher Gewandung links, rechts Baronessa Tsadanja in einem Meisterstück des Vinsalter Schneiders Rondriguez. In sanften Meerblau gehalten, mit Perlen und kleinen Muscheln geziert, angeblich das Hochzeitsgeschenk eines almadanischen Magnaten. Wie stolz blickte der Brautführer, Seine Hochgeboren Ariano daselbst, auf seine Nichte herab. Hatten nicht manche gemeint, mit ihrer Aufnahme an den Veliriser Hof würde sie zu einer häßlichen Göre werden. Aber mit ihrem wundervollem Anblick bot sie all den Zweiflern Paroli. ...
Später, als man sich zum Festmahl zusammen an die lange Tafel gesetzt hatte, ließ Seine Hochgeboren Ariano es sich nicht nehmen eine Lobrede auf Braut und Bräutigam zu halten. Er lobte Signor Horasios beherzten Charakter, sein Engagement in Sachen der Gerechtigkeit und wähnte sich glücklich seine Nichte in die Hände eines solch göttergefälligen Mannes zu geben. Zu seiner Nichte fielen ihm unweigerlich mehr Worte ein und man merkte ihm deutlich an, daß ihn die Hochzeit seiner „Prinzessin", wie er sie oft genannt haben soll, einiges bedeutete. Er erzählte vom Tag, als sie nach dem Duelltod ihres Vaters und der Verwirrtheit der Mutter zum ersten Mal an seinen Hof nach Veliris gekommen sei und wie sehr er sie wie eine eigene Tochter ansah und auch in Zukunft ansehen wird. Schlußendlich endete er mit den Worten, daß sie endlich reif sei, ihr Erbe anzutreten und verlieh ihr die seit dem Tod ihres Onkels Rimaldo v. Tarin vakante Signorie Tarin als Lehensland.
Auch mein Herr, der Signor von Kullbach wandte sich vor dem Essen mit einigen Worten an die Gesellschaft. Er dankte dem Baron von Veliris in das für ihn gesetzte Vertrauen und bezeugte vor den Gästen, daß er versuchen wolle niemanden diesbezüglich zu enttäuschen. Nach einigen Komplimenten an die jetzige Signora von Tarin wendete er einige Worte an die Feinde Kullbachs, Tarins und Veliris‘, man solle es bloß nicht wagen jenes mächtige Bündnis zu attackieren, sonst werde man den ganzen Zorn einer zusammenstehenden familia zu spüren bekommen. ...
So neigte sich das Fest also dem Ende zu und abgesehen von einem Duell aufs erste Blut, daß der Esquirio Aldyro Casagrande gegen seinen Standesbruder Franesco Baldassare zu führen meinte, weil jener seine Gemahlin beleidigt hätte, geschah auch dann kaum noch bewegendes.  Die Gäste gingen gen Abend, Signor Horasio und Signora Tsadanja aber feierten in privaterer Runde noch ein wenig und begaben sich dann auf ihr Zimmer.
Mögen wir alle hoffen, daß ihnen hRAHja und sTSA in jener hoffentlich wundervollen Hochzeitsnacht beistanden, denn wie Baron Ariano später mitteilte, wäre er  froh schon bald einen Erben Kullbachs und Tarins auf seinem Schoß tragen zu dürfen.

Die Götter mit Euch,

Cindran Berîsac-Sirensteen
gegeben am 28ten FIRun

Felix Füzi

Dämon sucht Veliris heim - Schwarzer Schrecken in Sewamund
(Bosparanisches Blatt Numero 14, RON 2513 Horas)

VELIRIS/BOMED. Ungeheure Kunde erreicht uns aus Veliris in diesen Tagen. Von Borbarads Kreaturen und daimonischen Vernichtern ist die Rede. Kaum mag man's glauben, Noionas Segen will man wünschen, wären dort nicht diese seltsame Zeichnung der Lande. (Die beschriebenen Ereignisse sind Bestandteil des Abenteuers „Spur aus der Vergangenheit" von Michael Johann, sowie der Ergänzung „Treffen mit der Gegenwart" vom Spieler des Barons von Veliris. Wer Interesse an diesen Zusatzseiten hat, kann diese für 3,- DM bei Andree Hachmann, Prozessionsweg 24, 48432 Mesum beziehen.)

Nordöstlich von Veliris, in einem Waldbauernhof, früher Fuxenstein geheißen, beginnt die Spur, die Straße der Zerstörung als hätte jemand, oder besser vielleicht etwas, Sumus Lebenskraft entzogen: Ödnis und Verfall prägen die Spur. Schnell kommt einem Weiden in den Sinn, hörte man nicht von dort diese Schauergeschichten mit der Wüstenei, die sich von einem Tag auf den anderen - über Nacht - gebildet hatte? Doch hier in Veliris war es keine Fläche, es war eine Spur der Verwesung. Vom Santa-Ifirna-Forst aus, bis hin nach Sewamund, zieht sich beinahe schnurgeradeaus diese Straße der Verdammnis. So und nicht anders müssen die Wege in der Siebenten Sphäre aussehen!
Doch wenig nördlich von Veliris setzt die Spur aus. Grad noch stand man in schwarzem Brodem, mit einem Schritt steht man auf saftigster Wiese. Oder was das Feuer davon Übrig gelassen hat, denn hier muß ein Brand von ganz gewaltiger Kraft gewütet haben. In einem Kreis von gut vier Dutzend Schritt Durchmesser, ist alles verbrannt und verkohlt. Nein, verkohlt ist noch zu wenig, eingeäschert! Was auch immer hier gebrannt hat, Hylaîler Feuer ist harmlos dagegen. Wenige hundert Schritt entfernt ist die Spur der Vernichtung, die Straße der Ödnis, wieder präsent, als wäre nichts - oder wenig - geschehen. Doch was ist hier Überhaupt geschehen?

Nur schwer waren Antworten zu erhalten. Man hatte die Stadt Veliris geräumt, das war klar. Die über 800 Einwohner legten beredt Zeugnis darüber ab, wieviel Geschirr zu Bruch ging, wie oft die Kinder weinten, wo man zwei Hühner verloren hatte - nur warum man überhaupt loszog, konnte niemand beantworten. Nein, geredet wurde viel: Ein hausgroßer Dämon bedrohte die Stadt, eine Schar monströser Kreaturen, eine Horde Geister, ein Chors Untoter, diverse Schreckgespenster und sogar ein leibhaftiger Drache sollten die wuchtigen Mauern des wehrhaften Veliris so stark bedroht haben, daß allein die Flucht Heil brachte.
Von den Bürgern konnte man erfahren, daß zuvor mehrere Personen unter mysteriösen Umständen verschwunden seien und nur ein Bauernjunge vom nahe gelegenen Salzingerhof zurückgekehrt sei. Dieser sei aber mittlerweile in das Noionakloster Tikalens gebracht worden, wo er vor der Außenwelt behütet würde, wie es hieß.
Auch hörte man von einer Gesandtschaft aus Vinsalt, die ein Magier angeführt hätte. Dieser gilt seit den Ereignissen von Veliris jedoch auch als verschollen. Auch die Abenteurer, die Baron Ariano tatkräftig unterstützt hätten, seien mittlerweile weitergezogen. Man werde ihre Unterstützung jedoch immer in guter Erinnerung haben, so der Statthalter des Barons. Vom ansässigen Praiosorden konnte man bestenfalls einige vage Andeutungen erhalten, in denen von einem alten Ritual des Götterfürsten zur Dämonenbannung gesprochen wurde, welches aber gescheitert sei. Zudem wäre der Hochmeister des Ordens seit diesem Tage ans Bett gefesselt.
Ja, ein Ritual des PRAios vermag vielleicht die gewaltige Brandnarbe nordöstlich von Veliris erklären, aber was muß das für ein Wesen gewesen sein, daß dadurch nicht vernichtet wurde? Zumindest konnte die Stadt Veliris durch das Unternehmen gerettet werden, wie die noch immer gen Alveran aufragenden Mauern Zeugnis ablegen. Die Offizialen der Stadt hüllen sich ansonsten in Schweigen.

SEWAMUND/GRANGOR. Die Straße von Veliris bis hinunter an die Sewakmündung bietet ein Bild des Schreckens. Bis kurz vor die Stadtmauern zieht sich wieder diese Spur der Vernichtung, die auch schon in Veliris zu sehen ist. Nicht immer ganz gerade, aber immer stetig auf die Stadt zu. Auf einer Wiese vor den Mauern hatte sich dann die Schlacht mit dem Dämonenwesen zugetragen. Noch deutlich waren die Katapulteinschläge zu erkennen.
Doch auch der Baron von Sewamund suchte die sich abzeichnende Wahrheit zu beschönigen. So sprach er von einigen wenigen Soldaten und Magiern, die einer niederhöllischen Kreatur erfolgreich entgegengetreten waren. Besah man sich das Schlachtfeld und die Spur der Verwesung mochte man das kaum glauben.
In der ansässigen Staats-Advokatur war dann aber gegen alle Erwartungen mehr zu erfahren. Der dortige Commandant erklärte, daß sich das Wesen nach den Meldungen aus Veliris schon bald angekündigt habe. Das Wasser des Sewak sei zu schimmeln angefangen, grünlich gelb hätte sich der Fluß teilweise verfärbt, tote Fische, wo man hinsah. Glücklicherweise sei es durch diese untrüglichen Zeichen nicht zu Massenvergiftungen gekommen. Wer tränke schon grünes Wasser.
Bei dem Wesen hätte es sich zweifelsfrei um einen Dämon gehandelt, der aber selbst von den zahlreich anwesenden Magiern nicht klassifiziert werden konnte. Nur unter Aufbringung der vereinten Kräfte von Kampfmagiern aus Bethana, Herzöglichen Gardesoldaten und schwerem Gerät der Horaslegion sei das Wesen dann schließlich verpufft, als sei es nie existent gewesen, wäre da nicht diese Spur der Verwesung.
Ein Gutes hätte der Dämon aber gehabt: Da auf der Spur der Verwesung wohl in naher Zukunft wohl nicht einmal mehr Tsakraut wachsen würde, hätte man sich in Vinsalt und Grangor dazu entschieden, die längst überfällige Straße zwischen Veliris und Sewamund darüber zu errichten. Das Wesen hätte sich zwar leider nach dem Zwischenfall in Veliris nicht mehr ganz so geradlinig bewegt wie zuvor, aber die Trasse sei dennoch ideal für den Sewakweg, der jetzt allerdings wohl Dämonenstieg heißen werde, wie der Commandant mit einem zynischen Lächeln bemerkte.
So hat die sprichwörtliche Grangorer Nüchternheit selbst über dämonisches Wirken obsiegt, ein Zeichen das uns für die Zukunft Hoffnung geben sollte.
 


Gonfaloniere Veliris’ schlägt Aufruhr in Shumir nieder

von Gerilian von Torrem
(Bosparanisches Blatt Numero 13, ING 2512 Horas)

Noch nicht lange ist es her, da berichteten wir vom Verschwinden Baron Kemocs des Schwarzen von Shumir (BB#10), der unter noch immer ungeklärten Umständen seiner Baronie den Rücken kehrte. Nicht auszuschließen, daß er im Kampf gegen Borbarad gefallen ist, war er doch einer der ersten, die gen Osten gezogen sind. Wir erinnern uns. Doch schon wieder lassen ungewöhnliche Nachrichten aus der Baronie Shumir aufhorchen.

Vor wenigen Wochen wurden Gerüchte laut in denen es hieß, die Bauern Shumirs hätten die Vogtsherrschaft satt und wollten mehr Rechte und Freiheiten haben. In Ferlath sollten sich einige Bauern erhoben und das Schloß Horas-Signora Laronas Megarro von Ferlath bestürmt haben.
Schatzmeister Cyberio ya Zarol, Esq., der regierende Vogt Shumirs, konnte diese Gerüchte aber schnell zerstreuen und sie als Panikmache abtun. Der Vogt führte die Geschicke der Baronie schon seit mehreren Monden und galt allgemein als zuverlässig. Für wenige Wochen kehrte wieder Ruhe in die beschauliche Region zwischen Sewak und Yaquir ein.

Doch im PER 2512 Horas kam die Wahrheit ans Licht. Nicht etwa die Bauern waren es, die den Aufstand probten, sondern eine Signorsfraktion unter Führung Signora Darias von Sewaklauf-Shumir, eine entfernte Verwandte des Barons, hatte sich erhoben. Signora Daria, die schon seit etlichen Monden den Baronsstuhl von Shumir für sich beansprucht, hatte zusammen mit den Signoras von Linnrath und Tillvod eine Landstreitkraft aufgestellt und war gegen die Stadt Shumir gezogen. Die Signora hatte den berüchtigten Condottiere Cardolfo in ihren Dienst gestellt, der auch schon an der Veliriser Blutfehde beteiligt war. Horas-Signora Larona Megarro, die versucht hatte den Vormarsch auf Shumir zu verhindern und Hilfe aus Vinsalt zu erbitten, wurde daraufhin kurzerhand in ihrem Schloß festgesetzt.

Schatzmeister Cyberio, der zunächst noch geglaubt hatte mit Hilfe der anderen Signori gegen die aufständischen Adligen vorgehen zu können, deckte durch seine Beschwichtigungen noch die Verräter. Nicht nur das, er unterstützte sie auch noch ungewollt, war sein Versuch eine Gegenarmee aufzustellen doch schon schnell gescheitert. Der Sohn des erst kürzlich verstorbenen Signors di Jorcas von Perainidal, Amaldo Reon, vertrat auch weiterhin die Position seines Vaters und wollte nur dann seine Hilfe anbieten, wenn Shumir zu einer eigenständigen Domäne würde, selbstverständlich unter ihm als Gransignor. Da aber auch der regierende Vogt die junge Macht nicht aus den Händen geben wollte, der Verwalter von Holdan sich nie irgendwo einmischt, die Stadt Shumir sich neutral verhielt - man munkelte, sie hätte den Zug Signora Darias überhaupt erst finanziert - und auch die anderen Signori sich nicht auf einen Machtkampf einlassen wollten, konnte es nicht zu einer gemeinsamen Aktion kommen. Die wenigen Soldaten des Schatzmeisters wurden daher auch recht schnell aufgerieben. Jetzt rächte sich, daß man schon seit Monden die Kontingente der Cron-Legion verringert hatte.
Horas-Signora Larona Megarro von Ferlath konnte zwar inzwischen gen Veliris fliehen, wo sie im Velirial Schutz gefunden hatte, ihre Güter wurden aber noch immer durch Signora Darias Schergen besetzt. Auch der Gräfliche Vogt Sibur Aralzin zu Yasbêc wurde von den Truppen der Signora gen Bethana vertrieben. Hier brach dann auch endgültig der angestaute Unmut gegen die Hinhaltepolitik der Hesindiane Aralzin aus, die sich den Eingaben Signora Darias nie gestellt hatte.
Signora Daria von Sewaklauf-Shumir stand vor dem Sieg.

In dieser verzwickten Lage - die Gräfin in Bethana hatte bereits ihre Hilfe versagt - griff der Baron von Veliris helfend ein. Ariano von Treuffenau-Veliris entsandte eine Streitmacht von über 200 Mann unter dem Kommando des Gonfalonieres von Veliris, Tarim Ciras von Veliris-Carinto, gen Shumir. Die Schar setzte sich aus dem Schwadron Veliriser Lanzer zusammen, sowie aus 100 Söldlinge der Goldenen Legion und schließlich stießen in Tarin noch 50 Söldner der Stadt Veliris hinzu. Dann überschritt man die Grenze.
Zunächst stieß man auf wenig Gegenwehr, doch am Morgen des 2. PER 2512 Horas traf man sich auf den Linnrather Wiesen. Aus unerklärlichen Gründen wurden die Soldaten Signora Darias von ihr selbst angeführt und nicht von Condottiere Cardolfo. Vielleicht scheute dieser ein Zusammentreffen mit Gonfaloniere Tarim Ciras von Veliris-Carinto, stand der Söldnerhauptmann doch noch vor wenigen Jahren in Diensten seiner Familie.
Die Truppen unter Signora Daria waren nicht nur zahlenmäßig unterlegen, sondern auch ihre Anführerin konnte sich nicht mit den Fähigkeiten ihres Gegners Tarim Ciras von Veliris-Carinto, der seine Sporen bereits im Drôler Feldzug unter Staats-Mareschall Folnor Sirensteen verdiente, messen.

Der Verlauf der Schlacht ist demnach schnell erzählt: Nach einigen wenigen mutigen Vorstößen der knapp schwadronstarken Reiter Signora Darias, die an den Piken der Veliriser Söldlinge abprallten, und bei denen die Signora selbst verwundet wurde, wandten sich die Verbündeten der Signora zur Flucht.
Daria von Shumir-Sewaklauf hingegen wurde in ihrem eigenen Sewakturm festgesetzt - ihre Verletzungen waren nicht lebensbedrohlich - ebenso wie auch alle anderen Beteiligten, Signora Gylduria von Linneth und Signora Sara della Tegalliani von Tillvod unter strengen Hausarrest gesetzt wurden. Alle Ländereien von Sewaklauf über Yasbêc bis hin zu Shumir stehen nun vorübergehend unter Veliriser Zwangsverwaltung. Wobei die Stadt Shumir selbst ihre Freiheit erklärte. Ein Zugeständnis Baron Arianos?
Auch die Signorie Illstan von Comtessa Findualia Aralzin von Yaquiria-Illstan und Bethana wurde nach Rücksprache mit der Comtessa durch Veliriser Truppen vor den plündernden Söldlingshorden Signora Darias geschützt, weilt die Comtessa doch zur Zeit in Altbomed, wo sie den Bomeder Grafenstuhl für sich beansprucht. Der Rest Shumirs wurde Signor Amaldo di Jorcas von Perainidal unterstellt.

Baron Ariano von Treuffenau-Veliris ließ in Veliris, wo gerade die Hochzeit seiner Tochter mit dem mittelreichischen Landedlen Thalin Hal von Wichtenfels und das große Baronsfest stattfand - zu dem zahlreiche Adlige des ganzen Reiches angereist waren - verkünden, daß er tief bestürzt über die abstrusen Verhältnisse in Shumir sei und das ihm Mögliche leisten wolle, um wieder Recht und Ordnung in diesem Landstrich einkehren zu lassen. Sein Eingreifen sei ein Gebot Rondras und Praios gewesen. Er ließ keinen Zweifel daran, daß er die abwartende Haltung Gräfin Hesindianes mißbilligte und ihre Teilnahmslosigkeit an Shumirs Schicksal verantwortlich für den jetzigen Verfall machte.
Der Baron von Shumir sei immer ein enger Freund der Familie gewesen und es wäre seine göttergefällige Pflicht gewesen nicht tatenlos zuzusehen wie das Land zu verwahrlosen drohte. Soviel aus Veliris.

Wirklich ungewöhnlich daran ist, daß kein weiters Wort aus der Baronie zu hören war - Schweigen der anderen Veliris-Familien. Ließen beide Parteien noch vor Wochen keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig zu diffamieren und schlecht zu machen, liegt nun eine nahezu beängstigende Stille über Veliris. Die Familien Veliris werden sich doch nicht etwa verbündet haben? Hesinde bewahre uns vor einem geeinten und starken Haus Veliris. Erinnern wir uns nur an Rondrajan von Veliris zurück, der nicht einmal davor zurückschreckte König Khadan um die Grafenwürde von Bomed zu erpressen. Vergeblich, wie wir wissen.
Auch der ansonsten so geschwätzige Erbkämmerer Altbomeds, Cavalliere Selinan ya Guttenberg von Tarcallo, konnte nicht zu einer Stellungnahme bewegt werden. Wie es überhaupt schwer für die Redaktion war Stimmen zum Vorgehen des Barons von Veliris zu erhalten. Anscheinend hat seine Hochgeboren dafür gesorgt, daß alle Verbündeten und Freunde seines Hauses sich durch offen zur Schau gestellte Neutralität hinter ihn stellten.
Aber das Bosparanische Blatt wäre nicht das was es ist, wenn es nicht auch trotz dieser Schwierigkeiten und hohen Schweigemauern einen kompetenten Kommentator zur Veliris/Shumir-Lage gefunden hätte.

Seine edelhochgeborene Excellenz, der Comto Schatz-Canzler Yaquirias, Tarin Salquinio von Salicum-Selzin, stand uns Rede und Antwort. Im Palazzo Salicum, direkt am großen Amphitheater, wurden wir erwartet. Seine Excellenz empfing uns in seinem Arbeitszimmer, wo er gerade den Cron-Secretario für Staatsfinanzen entließ. „Der Comto Seneschall brauchte mal wieder einige Dukaten", lächelte Comto Tarin, bevor er mir in einem bequemen Ledersessel einen Platz anbot. „Schon lange keine Gespräche mehr geführt, Gerilian, nach dem kleinen Zwischenfall im Kaiserpalast, wie?" Der Comto Schatz-Canzler spielte auf meinen Fehltritt in den Gemächern des Prinzen Timor an. „Aber laßt uns doch lieber über die Lage in Shumir sprechen, Excellenz", entgegnete ich ihm. „Wie zum Beispiel erklärt Ihr Euch die Geschehnisse?"
„Nun", der Comto nippte an seiner heißen Schokolade, nachdem auch ich zur Tasse gegriffen hatte, „der gute Ariano ist ein gerissener Mann, müßt Ihr wissen. Schon immer wußte er die Gunst der Stunde zu nutzen. Was glaubt Ihr, wie er Baron von Veliris wurde? Glaubtet Ihr er hätte die ganze Zeit in seinem Drachenturm gesessen und abgewartet, bis die reife Frucht ihm in den Schoß fiel?" Auf die Pause des Comtos reagierte ich mit Achselzucken.
„Geschüttelt hat er!" „Wie meinen Eure Excellenz? Geschüttelt?" „Am Baum!" „Welcher Baum?" Der Schatz-Canzler verdrehte die Augen: „An dem Baum, an der die reife Frucht hing natürlich!" Seine Excellenz stand auf. „Er war neben der Gräfin von Bomed - eine gute Freundin von mir im übrigen - der mächtigste Signor in Veliris. Nicht nur das ihm das wichtige Tuffino gehörte, nein, er verstand sich auch mit dem Baron von Tikalen recht gut. Dieser hatte ja schließlich auch erheblichen Einfluß auf die Belehnung der Treuffenau-Veliris Linie mit der Baronskrone." „Und was hat das alles mit Shumir zu tun?"
Der Comto Schatz-Canzler blickte mir in die Augen: „Lieber Gerilian, ihr als Mitglied des Hauses Torrem, müßtet es doch am ehesten wissen. Wie seit Ihr denn überhaupt an ein Gespräch mit Prinz Timor und dem Comto Canzler gelangt?" „Ich kann Euch wieder einmal nicht ganz folgen, Excellenz!" Comto Tarin setzte sich wieder. „Das Haus Torrem ist doch schon seit Jahrhunderten mit den Firdayons so stark verbunden, daß ihr längst schon zur Familie gehört. Das Familieninteresse steht doch über allem. Und die Veliriser und Shumirer verbindet eine ebenso lange Freundschaft, die immer wieder durch familiäre Bande verstärkt wurde. Was glaubt Ihr, wie sonst eine so vage Grenze zwischen Linnrath und Carinto über Jahrzehnte hinweg Bestand haben konnte?" „Ihr werdet es mir gleich sagen, Excellenz." Comto Tarin sprang wieder auf, griff in ein Regal und zog einen dicken Folianten heraus. Nach einigem Blättern warf er ihn mir auf den Schoß. „Hier, der Bomed aus dem Jahre 2495 Horas. Seht selbst. Drei Hochzeiten in den letzten Jahrzehnten, zwei Vormundschaften und zahlreiche alte Verbindungen aus den Jahrhunderten zuvor. Versteht Ihr jetzt?"
Nachdem ich den Stammbaum und die vielen Verweise zwischen beiden Familienlinien gelesen hatte, stimmte ich dem Comto Schatz-Canzler zu. „Ihr habt Recht, Euer Excellenz. Doch warum gerade jetzt? Baron Kemoc ist doch schon seit bald zwei Jahren nicht mehr in Yaquiria gewesen?"
„Der Zeitpunkt hätte nicht günstiger sein können. Die Firdayons sind mit sich, den Garethern und den Zyklopeninseln beschäftigt, Ihr könnt das sicherlich bestätigen..." Ich nickte nur wissend. „Gräfin Hesindiane versucht gerade das Beziehungsnetz ihrer verstorbenen Mutter Udora - ein tragischer Verlust für das Land, wie ich noch hinzufügen möchte, schreibt das", fuhr der Comto fort, „zusammenzuhalten und sucht einen neuen Machteinfluß durch ihre Base Findualia in Bomed zu erreichen. Noch mehr Aktivität kann sie sich einfach nicht leisten. Überhaupt blickt das Reich eher gen Osten - und wenn schon nach Grangoria, dann auf Altbomed, wo ein Machtkampf der alten Häuser Yaquirias um den Grafenstuhl entbrannt ist. Günstiger hätte der Aufstand Signora Darias nicht sein können."
Mir kam eine Idee: „Haltet Ihr das für einen Zufall?" „Ach, Gerilian, ich bin schon solange im Ränkespiel des Reiches verwurzelt, daß ich einfach nicht mehr an Zufälle glauben mag. Gräfin Udora, wir sprachen eben noch von der klugen Füchsin, sagte einmal zu mir: ‘Tarin, laß die anderen an Zufälle glauben, es spielt sich so viel einfacher Schicksal.’ Und Recht hatte sie, die ungekrönte Königin des Intrigenspiels. Ich hatte einmal das Vergnügen gegen sie spielen und verlieren zu dürfen. Es war der dritte Convent im Jahr 2502 Horas. Das Amt des Comto Schatz-Canzlers sollte neu besetzt werden, nachdem Gräfin Udora dem alten Saldur von Firdayon-Schelf - Boron hab ihn zu Phexens Hort gebracht - übrigens ein Verwandter von Euch nicht?" „Vetter, dritten Grades." „Nun zumindest hatte Udora Saldur einige Unterschlagungen nachweisen können, die ihm die Kette kosteten." Der Comto Schatz-Canzler spielte mit den goldenen Gliedern seiner Amtskette. „Und nun galt es einen Nachfolger zu bestimmen. Nicht nur, daß sie wohl den halben Cron-Convent bestochen zu haben schien, nein, sie wußte sogar alle Schritte von mir im voraus. Bei jedem Mitglied, daß ich zu meinen Gunsten umstimmen wollte, war sie schon zuvor gewesen. Und so war es kein Wunder, daß der gute Viburn von Westfar die Schlüssel zur Schatz-Cammer Yaquirias erhielt." Versonnen schwirrten die Gedanken des Comtos in der Vergangenheit, ein Lächeln lag wieder auf seinen Lippen. „Wo waren wir, Gerilian?"
„Ihr spracht von Schicksal!" „Ach ja, Schicksal." Seine Excellenz richtete sich im Sessel auf. „Überlegt einmal, von wem kann Signora Daria das Gold für Condottiere Cardolfo nur gehabt haben?" „Von der Stadt Shumir?" „Ja auch. Doch wer ist der Bürgermeister von Shumir?" „Ragordan Nestefan." „Richtig, doch woher stammen die Nestefans?" Der Comto blickte mich erwartungsvoll an. „Nestefan? Hm, stammen die nicht aus... aus Veliris? Tatsächlich, die Nestefans kommen aus Veliris. Sie sind sogar im Rat der Stadt, wenn ich mich nicht irre. Aber was haben die Nestefans von einem Doppelspiel mit Daria von Sewaklauf-Shumir und dem Treuffenau-Veliris?" „Sie selbst nichts, aber die Nestefans sind mit den Aldubhors verwandt. Und wie Ihr selbst wißt, versucht Signor Arralin - gerade erst erhoben -, nun sogar Graf von Bomed zu werden. Wie es aussieht nicht ohne Chancen, gilt doch Herzog Cusimo als recht Borontreu, womit das Testament der Gräfin starkes Gewicht bekommt, das Arralin bestimmt. Äußerst ungewöhnlich zwar, aber was ist schon von einer Welt zu halten, in der Kaufleute einen Grafen aufkaufen?" „Ihr sprecht von Belhanka?" „Ganz recht. Diese Neureichen sind mir nicht ganz geheuer. Oder nehmt diese Strozzas! Überhäuft mit Ehren und Titeln, aber für mich bleiben sie emporgekommene Geldwechsler. Und so geht es nicht nur mir. Sicherlich hat auch der Veliriser starke Vorbehalte gegen diesen Krämer. Der Aldubhor hat sich die Unterstützung Baron Arianos durch das Doppelspiel mit Signora Daria erkauft. Wahrscheinlich wurde Cardolfo gleich zweimal bezahlt, sieht man sich an, wie schnell er doch die Flucht antrat."
„Ein eingefädeltes Spiel, also? Doch wozu der ganze Aufwand?" Der Comto sah mich scharf an. „Wozu der Aufwand? Seht Euch doch das Ergebnis bis jetzt an. Baron Ariano hält die Hälfte von Shumir besetzt. Ihm fehlt nicht mehr viel und er hat einen Zugang zum Meer der Sieben Winde, den er immer haben... Moment! Da liegt ja mein Selzin! Gerilian, Ihr müßt jetzt gehen, ich habe heute noch einiges zu tun. Die Arbeit ruft. Gehabt Euch wohl und Hesinde mit Euch." Seine Excellenz nahm mir die Tasse mit inzwischen kalter Schokolade aus der Hand, zog mich aus dem Sessel und schob mich aus dem Zimmer. Hinter mir schloß sich die reich verzierte Flügeltür und ich stand in der hohen Halle des Palazzo Salicum. Allein mit meinen Fragen.
 


Ein steiniger Weg
(Bosparanisches Blatt Numero 8, BOR 2511 Horas)

VELIRIS/BOMED. Wenige Tage sind ins Land gegangen seit der Eherne Landtag in Altbomed getagt hatte. Viel Neues für diesen Landstrich er gebracht hat. Die Herzogensteuer. Einen Connetabel, dem Herzog zur Seite. Einen neuen Baron zu Veliris.
Am 20. PER 2510 Horas ward Signor Ariano aus dem Tikalischen vom Hofsecretario zu Altbomed, Selinan ya Guttenberg, in die Lehnsrolle der Grafschaft Bomed eingetragen. Am 21. PER betrat dann Ariano von Treuffenau-Veliris, wie seine Familie von diesem Tage an heißen wird, sein Lehen, als Baron von Veliris, Recht und Ordnung in der Baronie wieder herzustellen. 
Seine Hochgeboren erließ noch im  Phex die ersten Gesetze. Es wird der Hofstaat ernannt und ein Geheimer Rat, der je zur Hälfte aus Geweihten und Signori bestehen soll. Noch Anfang ING hieß der neue Herr die Signori der Baronie, die sogenannte Signoria, im Castell Tuffino zu Unterfels zusammenkommen, darüber zu entscheiden. 
Die Signoria stimmte widerwillig zu, wußte man doch ob ihrer schwachen Stellung. Zumal auch die Gräfin von Bomed, vertreten durch ihren Hofsecretario, an erneuten Zwistigkeiten keinerlei Interesse hatte. So schien alles nach Ansinnen des Treuffenaus zu gehen. 
Doch hatte er nicht mit den Fallstricken alter Gewohnheiten gerechnet, die schon seinen Vorgängern Unbill hatten bereitet: 
Es war altes Recht des Castells Sant' Aldigon, ein mächtiges Kloster des Sonnengottes im Velirischen, einen Vogt, dem Baron zur Seite stehend, zu stellen. Eine Auflage, die dem Herrn Ariano noch im Gedächtnis war und sofort wurde Railinja Rondrina von Torrem bestallt. Nun schien alles gut.
Doch gerade als der Baron die Versammlung auflösen wollte, meldete sich Elanor Morena von Veliris, Base des verschollenen Barons und nun Familienoberhaupt, zu Wort. "Es sei noch ein Punkt ungekläret. Wer die Garden der Baronie führen solle?" Was für eine Frage, der Baron selbstredend. "Da müsse man Ihro Hochachtbare Dame wohl entschuldigen, doch könne sie sich eines Gesetzes erinnern, noch aus König Khadans Zeiten, die gute Zeiten waren, welches besage: 'Ein Landesherr, dessen Vater und Mutter nicht aus dem Lande stammten, dies sei bei Seiner Hochgeboren schließlich gegeben, nimmer erlaubt würde, die Garden des Landes führen zu dürfen. Sie gegen eigen Vasall einzusetzen." Der neue Baron wankte. Wer sollte denn nun die Truppen der Baronie kommandieren? Der Hofsecretario wußte Rat. "Eigens zu diesem Zwecke sei von der Signoria ein Gonfalonier zu bestallen, der im Angriffsfalle die Garden in die Schlacht führe. Ein Dienstmanne, im Range eines Bannerherren, wie es sie schon früher einst gegeben habe." So ward denn ein Gonfalonier gewählet. Mit den Stimmen der Gräfin, dem Hofsecretario schien diese Lösung ein Pläsier, der Trellins und der Veliris wurde Tarim di Ciras von Veliris zum Gonfalonier bestimmt. Danach ging man auseinander. Ob mit diesem neuen Dreigestirn wirklich Ruhe einkehren wird in die Landschaft muß sich erst noch zeigen. Mögen PRAios und HESinde den Weg weisen.
 


Der Eherne Landtag
(Bosparanisches Blatt Numero 7, PHE 2510 Horas)

Höret! Höret ! Höret! Was sich alldieweil im Grangorer Lande zugetragen. Die Botenreiter tragen es bereits ins Reich, doch sind´s Gerüchte nur, eins ums andere ungeheurer an Gehalt. Von der Stände Tag zu Bomed, wahrlich, und allem, was dort gesagt und offenbar, und auch von dem, was da beschlossen und gesiegelt, will ich euch nun getreulichst künden. Leset dessenthalben den Bericht aus meiner, des Corto di Gaviani, Feder, wie ich alles mit eignen Augen gesehen und mit eignen Ohren alles gehört habe.

Von des Garlischgrötzens Ansinnen und seines treuen Kanzlers Rat

Auf Burg Windhag, der Herzöge Residenz zu Grangor, hat es sich begeben, daß Seine Hoheit Cusimo Garlischgrötz, Herzog von Grangor und trefflicher Streiter für Ihro Horaskaiserliche Majestät, des jüngst verschiedenen Grafen Kalman von Farsid gedachten. Dieser war am 21. PRA dieses Jahres vor der mittelreichschen Feste Eslamsberge in einem waghalsigen Angriffe gefallen, das ist wohl bekannt. Nicht über Schuld und Treuebruch sannen Seine Hoheit, das wär´ wohl müßig, es mögen denn die Götter droben nun bescheiden, aber wohl des schweren Erbes, welches der Hochwohlgeborene Ihr hinterlassen. Denn Phecadien, stolze Grafschaft, war verwaist nach des kinderlosen Grafen Tod, und dort dräute schon der Streit, den jener vom Zaum gebrochen, als Krieg vom Mittelreiche her mit aller Macht und Gewalt in das Land der Horas einzufallen.
Allein, die Heerscharen zu sammeln und die Lande stark zu befestigen, ermangelte es der Ducaten, hatten doch die Ereignisse der letzten Monde die Herzogskasse arg geschröpft. Drum faßten Seine Hoheit den Entschluß, die phecadische Provinz dem herzoglichen Eigengute zuzuschlagen und ferner eine Herzogssteuer zu erheben, auf diese Weis´ das Säckel wieder mit Golde zu füllen.
Nun, wie die Hoheit Ihren Kanzler rufen, den alten Comto Chiranor Tegalliani, ihm die Ausführung unverzüglich aufzutragen, gemahnet dieser Einhalt. Seiner Hoheit sei´s wohl gerad entfallen, daß zu erwähntem Zwecke die Landstände des Herzogtumes einzuberufen seien, wie ein altes Gesetz aus der Zeit des Herzogs Odoardo Garlischgrötz, Seiner Hoheit Urahn, eindeutig besage. Zwar sei es richtig, daß jene Verordnung seit langer Zeit nicht mehr zur Anwendung gelangt sei, zuletzt im 2451. Götterlaufe seit HORas Erscheinen, als es gegen die Novadischaren ging, doch altes Recht sei gutes Recht, so sprach der Kanzler.
Dem Herzog Cusimo war´s gleich, mochten die Landstände ruhig beraten und bereden, und dann beschließen, was sein Wunsch war. Also haben Seine Hoheit den Comto Tegalliani  angewiesen, in Ihrem Namen die hohen Herrschaften des Herzogtumes zur Ständeversammlung nach Farsid zu laden. Alldieweil werde der Herzog nach Arivor reisen, den Theaterfestspielen beizuwohnen, dann zu Kuslik schon erwartet, wenn die Fürstin Kusmina der Vermählung ihres Cousins zu Ehren drei Bälle gebe, er sei ergo zu entschuldigen. Der Kanzler aber tat, wie ihm die Hoheit geheißen, und bestellte die Damen und Herren auf den 20. RON 2510 in den nämlichen Ort.

Von der Landstände Aufzug

Es war nicht mehr denn ein sanfter Hauch vom Meer zu spüren, als am 18. RON die ersten Edlen im stillen Farsid eintrafen. Ach, solch eine Pracht ward im Herzogtume am Phecanowald schon lang nicht mehr gesehen! Es zogen auf die hohen und niederen Adligen der Provinz, das sind die Gräfin von Bomed (vertreten durch ihren Hofsecretario) und die Barone von Sewamund und Tikalen,  weiter die Landherren von Schradok und Venga, der Herzögliche Vogt zu Veliris, dann auch die Signori, die Cavallieri und Castellani. Auch die waren gekommen, die seit altersher das Wort in der Versammlung erheben dürfen, wiewohl sie keine Stimme ihr eigen nennen: Das sind die Horas-Ca-stellani der kaiserlichen Pfalzen Durindal, Phecanostein, Gugellabrück, Naumstein und Leomarensteyn sowie die Secretarii der Grangorer Hofkanzlei und die Mitglieder des Hofgerichtes.
Hinzu kamen die Vertreter der Kirchen: Nach alter Regel entsenden diese Geweihte den Einnahmen an Spenden und Zehnt entsprechend, die ihre Tempel in der Provinz über die vergangenen fünf Götterläufe verzeichnet haben. Das Wort erhalten zudem die Meister der Ordensbünde, die ein Haus im Grangorschen unterhalten: Das sind der Sanct-Aldigon-Orden zu Veliris, der Therbû-niten-Orden zu Venga sowie der Orden der Cavallieri vom gyldenen Passe und der Orden der Hl. Noiona von Selem zu Tikalen.
Schließlich sind noch die gewählten Vertreter der Städte zu nennen, die sich laut Privileg „ihr eigen Herr"  heißen mögen: Zufürderst die Freie Stadt Grangor, aber auch Sewamund und Venga.
Summa summarum kamen da 71 Adelsleut, 53 Geweihte und 25 Bürgerliche zusammen, eine stattliche Zahl, bedenkt man  zudem das Gefolge der Herren und die zahlreichen Schreiberlinge, dürften´s wohl an die tausend Frauen und Mannen gewesen sein, just soviele und noch einige mehr, wie Farsid Bewohner zählt! Das ist ein Nichts gegen den Hoftag des Garethischen Prinzen drei Götterläufe zuvor, wahrhaftig, das ist mir wohl bekannt, doch für nur eine einz´ge Provinz unseres Reiches war´s ein stattliches Ereignis und denkwürdig dazu.

Von einer feierlichen Eröffnung und einem jähen Ende

So geschah´s, daß zur ersten Praiosstund´ des 20. RON all die hohen Damen und Herren im Groszen Saale des alten Herzogsschlosses Ardenhain zu Farsid versammelt waren, die Herzöglichen Geleitworte zu erwarten. Alle Augen waren auf die rückwärtige Wand gerichtet. Dort unter den großen Fensterscheiben, zwischen den beiden kleinen Eichentüren, stand der hohe Stuhl mit dem Baldachin des Provinzherren in den Garlischgrötzschen Farben Blau und Hermelin. Zwei Frauen in den Waffenröcken der Herzöglichen Garde standen mit aufgesetzten Hellebarden dem Thron zu beiden Seiten.
Drei feine Stufen im mamornen Boden trennten sie und den hinteren Teil von den Plätzen der anwesenden Stände. Zur Linken des roten Läufers, der sich vom Herzogsstuhl aus geradewegs zu den Flügeltüren zog, warteten die Geweihten, die Tempelherren auf Stühlen, die gemeinen Priester auf beiden Füßen stehend.
Zur Rechten hielt sich der Adel bereit, die Barone und Landherren in Sesseln mit ihres eignen Wappens Zeichen, mit ihrem treuen Schwerte gegürtet die Barone gar, wie es Sitte ist seit altersher. Die Stühle Bomed und Veliris waren verwaist, es standen die Vögte dahinter, gar einsam lag Phecadien dar. Hinter diesen standen wiederum die Signori und Cavallieri all, aufrecht und erwartungsvoll.
Nach diesen Reihen war linker Hand ein Podest aus Bosparanierholze aufgebaut, darauf die Gesandten der stolzen Städte standen, der Hoheit ins Antlitz zu schauen. Darauf querte ein zweiter Läufer den ersten und verband die beiden Türen in Efferds und Rahjas Wand, wohinter beiderseits der Hauptbrücke hölzerne Schranken von Hüfthöhe wohl aufgestellt waren. Und dahinter endlich standen all die Frauen und Mannen, die allein das Wort in dem Landtag hatten, nicht minder voll der Ungeduld.
All über all sah man Wappenschilde bunt und schön, die an den Wänden hingen, und auch Fahnenwerk und Banner hingen von den seitlichen Emporen, auf denen das gemeine Volk, die Knappen, die Schreiber, die Redacteure (also auch meine Wenigkeit), die Gatten und die Schaulustigen all ihren Platz fanden. Voll war der Grosze Saal von Menschen, und wäre nicht der zarte Duft aus Weihrauchbecken aufgestiegen,  so hätte einer wohl mancherlei Ding gerochen.
Und nur hier und da ein geflüstert Wort unterbrach die ehrfürchtge Stille in dem Raum, war es doch gleich Zeit. Und wirklich, in dem Moment, als Herr Praios gar strahlend durch die rückwärtgen Fenster hereinschaute und die Spannung schier unerträglich schien, da öffnete sich die linke Türe mit einem vernehmlichen Geräusch, worauf all die Herrschaften, die zuvor gesessen, sich ebenfalls auf ihre Füße erhoben. Fanfaren tönten laut, als der Edelhochgeborene Kanzler Chiranor Tegalliani im schwarzen, von Silberbrokat durchwirkten Ornat die Halle betrat, um seinen Hals die eiserne Kette des Tresimont, seines Amtes Zeichen.
Der weißhäuptige Comto tat einen Schritt beiseite, und alle spähten schon auf die Gestalt, die da kommen sollte, als die Fanfaren zum zweiten Mal erschallten. Doch was für ein Raunen ging da durch den Saal! Ein schmächtiger Page nur im herzöglichen Rock trat durch die Türe, vor seinem Leib auf sammetem Kissen der Grangorer Lande Siegel tragend. Er hob es an und auf den hohen Stuhl, wo es gebettet ward, und der Kanzler stellte sich davor. Just dann war einem jeden klar, daß der Herzog nicht werde kommen, daß all das Gerücht, das Nämliches besagt, wirklich wahr. Und in mancher Kehle wuchs ein bittres Wort.
Doch ehe auch nur einer seine Stimme laut erheben konnte, senkte und hob der Kanzler seinen Kopf in Richtung der Geweihten, darauf ward´s wieder ruhig. Denn es ist Brauch, daß sodann der oder die Älteste von diesen vortrete und den  Segen der Zwölfgöttlichen Geschwister auf den Ständetag herabrufe. Das war Ihre Hochwürden Lûrinda Jaringer, Schwertschwester der alverianischen Leuin zu Phecanohang, mit ihren dreiundachtzig Wintern. Und sie erhob sich und schritt nach vorn und sprach die frommen Worte über die Versammelten, auf daß sie Rechtes vom Falschen scheiden und keinen üblen Ratschluß fassen wollten, und bei sich tat jeder seinen Schwur. Alsdann kehrte die würdige Schwertschwester an ihre Stelle zurück.
„So sind Seine Hoheit wirklich zum Lustspiel gen Arivor gefahren?" , brach sich ein Ruf aus der Signori Reihen Luft.
„Edle Frau, schweigt still,", gebat der Tegalliani Einhalt, „Es ist an Euch noch nicht zu sprechen, alldieweil Wir diese Verhandlung noch nicht eröffnet haben, in des Herzogs Namen." Und finster war sein Blick und brachte Schweigen.
Endlich empfing der Kanzler eine Bulle aus eines Pagen Hand, worauf er das Siegel brach und sie mit Bedacht entrollte. Ein Räuspern, kurz, dann hub er an zu lesen. Und diesen Worten lauschend, erfuhr der ganze Saal, was ich, mit HESindes Freiheit und Verlaub, schon ganz am Anfang  meines Schriftstücks dargestellt, und vielerlei Gruß und freundlich´ Wort dazu.
„Das ist die Rede des Herzogs, meines Herrn," schloß der Comto Tegalliani und ließ die Rolle sinken. Er streckte sich: „Ihr Stände habt vernommen, was zu beraten Ihr seid einberufen, und was es sonst noch gibt. Bedenkt es wohl! Drum, mit des Herzogs Siegel Macht, erklären Wir diesen Landtag für eröffnet." Ein Tönen hob an. „Das Wort hat der Hofsecretario der Gräfin Bomed." 
Mit einer höfischen Geste trat der Genannte vor den Stuhl, sammelte seine Gedanken kurz und sprach „Dank Euch, Edelhochgeboren, Kanzler. Im Namen der..." - weiter kam Herr Selinan ya Guttenberg nicht.
„Nein!", flog die Stimme des Baron Tikalen dazwischen. „Nicht Ihr sollt reden, sondern ich!" Des Hochgeborenen Schwertfaust schlug auf die Sessellehne hernieder.
Ein wütender Blick ging zurück: „Schweigt, Tikalen! Wollt Ihr mir immerfort Ärger bereiten? So muß ich die angedrohten Strafen doch noch..."
„Ruhig, meine Herren, ruhig!" Der Tegalliani hatte laut gerufen. Dann wandte er sich dem just aufgefahrenen Freiherrn zu: „Hochgeboren, haltet ein! Es ist altes Recht im Grangorer Land, daß der Adlige von höchstem Rang als Erster soll im Rat die Rede führen. Das ist, nach dem verwaisten Stuhl Phecadiens die Gräfin Bomed, und dann erst Ihr." Es endete der Kanzler, und viele dachten an Graf Kalman, und was er wohl gesagt.
„Was Ihr sagt, Edelhochgeboren, ist mir wohl bekannt,", entgegnete Tikalen gefaßt, und er stellte sich ruhig hin, die Hände an den Hüften, daß alle sehen konnten, was für ein wohlgebauter und vornehmer Mann er war. „Doch ist´s ein ebenso altes Gesetz, daß kein Secretario soll im Rat für einen sprechen und seine Stimme halten."
Dem entgegnete des Herzogs Kanzler unverzagt: „Hochgeboren, Ihr irrt. Es heißt in den Pergamenten, daß nimmer einer soll für einen sprechen und seine Stimme halten, und das im Grangorer Land, so er nicht selbst von Adel ist." 
Da stakste ein Geweihter der Hesinde, ein junger Mann noch, auf den Läufer: „Verzeiht mir, Comto Tegalliani, doch Seine Hochgeboren haben recht. Die letzten Worte lauten: So er nicht selbst von Adel ist und Lehensland hält von dem, für den er vor die Stände tritt. Von Adel ist Herr Selinan nun, doch ein Lehen ist ihm nicht zueigen."
Der alte Kanzler legte seine Stirn in Falten und sann nach, dann nickte er: „Gut, Tikalen, Ihr mögt sprechen, und Herr Selinan soll hier schweigen, doch seid Euch sicher, daß Ihr es nicht allein um Eures Zwistes willen tut."
Mißgünstig schielte der Hofsecretario auf den Baron, als er hinter seiner Gräfin Stuhl zurücktrat, aber das Ziel seines Zorns wandte sich nicht zu ihm um. Des Hochgeborenen Blick ruhte fest auf des Comtos Gesicht: „Seid darum unbesorgt, Edelhochgeboren. Ich wollte die Ohren hier auf eine and´re Frage lenken,", er strich sich mit der Rechten durch den schwarzen Bart, „Unumwun-den, Kanzler, frage ich Euch, warum der Herzog Garlischgrötz uns seine Achtung verwehrt?"
„Ihr habt´s vernommen, Hochgeboren, es ist Bosheit nicht, noch ein Mangel an Achtung, daß Seine Hoheit heut nicht hier sind. Triftige Gründe hat´s."
„Und doch vermögen mich die artigen Worte nicht darüber zu täuschen, daß Seine Hoheit diesen Landtag geringer als einen Hofball dünken. Es bleibt ein Affront!"
Beifälliges Rufen aus allen Reihen ließ ahnen, was die anderen Herrschaften davon dachten. Der Comto Kanzler tat den Mund auf, doch der Tikalen fuhr fort, und seine Augen sprühten vor Eifer: „Gerad in diesen Zeiten, die für das Herzogtum nicht einfach sind, sollten sich Seine Hoheit wohl mehr auf Ernst besinnen. Wohin ich schaue, ist nur schlechtes Werk und üble Tat! Der Graf Phecadien gefallen, die Gräfin Bomed an die Lagerstatt gebunden, der Baron Veliris verschollen. Vögte und Schreiber beherrschen das Land, und kein Edler ist da, sie zu halten!"  Eine Unruhe entstand unter den Signori. „Und wie sie wirtschaften, diese Schreiber! Sie stecken wohl die Hälfte von allem, was sie eintreiben, in ihre eigenen Säckel. Und all das geschieht..."
„Nehmt das zurück!", rief Herr Firdon Garlischgrötz, der Herzöglich Vogt im Velirischen, und manche Dame und mancher Herr aus Hofkanzlei oder Hofgericht tat´s ihm gleich oder ähnlich.
„Und all das geschieht,", der Hochgeborene ließ sich nicht beirren, „während der Feind an unsren Grenzen steht. Bei allen Zwölfen, das darf doch wohl nicht möglich sein!" Der Baron wandte sich zu den Ständen: „Drum, meine Herrschaften, laßt uns nicht lange reden, sondern handeln. Und nicht nur zu Phecadien und Herzogsgeld laßt uns Beschlüsse fassen, sondern zu Veliris, den verdammten Vögten und all den Fehden gleichermaßen. Es muß das Herzogtum in Stärke stehen, sonst mag´s dem Garether nicht die Stirn bieten!"
Ein Beifall hier, ein Schmähruf dort, die Stände waren am Rumoren. Die Signora Zyrasia von Sewadâl übertönte alle: „Wenn der Herzog von uns Steuern will, dann soll er kommen, sie zu holen!" Dann ging´s so rasch durch alle Ecken, daß ich nicht weiß, wer was gesprochen: „Den Herzog woll´n wir sehen und nicht den Kanzler!" - „Phecadien bekommt er nicht." - „Die Hofkanzlei ist verdorben - hinfort damit!" - „Laßt uns das Herzogsschloß hier verlassen! Mag die Hoheit ruhig nach Venga kommen!" - „Nach Bomed gar ist´s weiter von Grangor!"
Den alten Comto Tegalliani, der sich mühte, Ruhe und Ordnung zu schaffen, vernahm man erst, als er fast schrie und drohte, die Verhandlung zu schließen. Da frug ihn die Praiosdienerin Tauralia spitzfindig, ob der Edelgeborene denn selbst ein Lehen von des Herzogs Gnaden halte. Wie der Kanzler darauf heiser verneinte, sprach sie ihm triumphierend das Recht ab, für seinen Herrn zu sprechen und die Versammlung zu behindern, habe er doch mit eigenem Munde vorhin dem tikalschen Baron das Gesetz bestätigt.
So ging es denn lautstark weiter, des verzweifelten Comtos Mahnen ungeachtet, bis die Herrschaften beschlossen, den Herzog in eigener Person nach Bomed zu fordern, wohin sie des Landtages Sitz verlegen wollten. Allein auf diese Weise möge er noch das Veto wider die Entscheidungen der Stände führen, oder mit Waffengewalt, so er sich dazu imstande fühle.
„Aber ihr Damen und Herren, was sprecht ihr da? Ihr könnt doch nicht..." Der Rest von des Tegallianis flehentlicher Rede erging sich in einem Hustenanfall.
Der Baron Tikalen entzog ihm wieder das Wort: „Also dann, auf nach Bomed!" Sprach´s und schritt über den Läufer und durch die Flügeltüren aus der Halle hinaus. Und während ihm andere nachfolgten, seinen Ruf aufgriffen und ihre Freunde mit sich zogen, kniete ein Page neben dem armen Kanzler, der sich immer noch wie ein Ertrinkender wand. Und sieh, binnen weniger Augenblicke war der Grosze Saal bis auf ein klägliches Dutzend geleert. Was blieb da dem Edelhochgeborenen, wieder aufgestanden und bei Atem, als seinem Herrn einen berittenen Boten mit der schlimmen Kunde zu senden?

Von dem Landtag zu Bomed

So geschah´s, daß am 25. RON die Ständeversammlung im Schlosse Hausbach zu Altbomed wieder zusammentrat, diesmal zu tagen, „bis daß Signum und Siegel unter den Beschlüssen seien" (Stadtmeister Pêr Fröhling). In den Tagen zuvor hatten eifrige Diener und Mägde die weiten Flure und Hallen der selten genutzten und darum leerstehenden Grafenresidenz in eine würdige und wohnliche Stätte verwandelt. Und nun, am neuen Ort, folgten die Entschlüsse Streich auf Streich.
Zuerst ward der Tikalen zu des Ständetages Vorsteher erwählt, dann, noch am ersten Abend erging der  Ruf nach einem allgemeinen Landfrieden. Am 26. ward dem Velirschen Herzogsvogt das Recht, ein solcher zu sein, abgesprochen, worauf dieser gar heftig protestierte. Der Signor Romualdo ya Cantarra möge die Herrschaft an seiner Statt und einstweilen bis zu des Landtages Schluß verwesen. Phecadien, die wehrhafte Grafschaft, solle nimmer an den Garlischgrötzschen gehen. Die Versammlung bestimmte die Signora Alvana diYaladan von Unterfels zu Lûmian zur Landt-Vogtin auf Widerruf. Am nächsten Tage forderten die Stände für sich vermehrte Competencen und ein Kammer-Gericht zu Venga, unabhängig von des Herzogs Hand. Die beiden folgenden Praiosläufe gingen mit Streit um Hofkanzlei und Hofgericht dahin. Am 30. erklärten die hohen Herrschaften die gerade genannten Einrichtungen für aufgelöst, ihre Mitglieder hatten die Versammlung umgehend zu verlassen. Am 1. EFF beging man gemeinschaftlich den Tag des Wassers. Zur ersten Perainestund des 2. bliesen die Fanfaren: Der Herzog war gekommen.

Von dem zähen Ringen

Das Aufeinandertreffen der Hoheit und der Stände verlief, sehr zum Mißmut der zahlreichen Spectatoren, in beschaulichen Bahnen. Des Herzogtums Beherrscher hielt mit seiner Wut, so er sie denn verspürte, zurück, zumal die Herrschaften auf der anderen Seite ihm den gebührenden Respekt zollten. In Seiner Hoheit Beisein schritten die Beratungen voran, bis der Baron Broderico und fünf weitere Gesandte Ihr zur zweiten Boronstund des darauffolgenden Tages die Forderungen des Bomeder Landtages vorlegten. Der Herzog Cusimo versprach, es zu beschauen und sich gut zu beraten, drum er sich auch sechs Praiosläufe Bedenkzeit ausbat. Die möchte man ihm wohl gern gewähren, sprach Tikalen, und allen war es recht.
Derweilen kamen die Stände zu diversen Lustbarkeiten zusammen, von denen der Rotrosenball am 9. EFF im Schlosse Hausbach selbst wohl die prächtigste war. Am zehnten Tage dann fanden sich die Abgeordneten, wie besprochen, in dem Palazzo Teffalura nahe der Stadt ein, wo Seine Hoheit Sitz bezogen. Freundlich wurden sie durch den Herzog empfangen, doch mit freudloser Kunde kehrten sie zurück. Nämlich, daß die Hoheit weitere sechs Praiosläufe verlangt, die Zwölfzahl zu erfüllen. „Denn schwierig ist´s und langwierig, und jede Hilfe von droben möchte gern willkommen sein,", hatte sie gesagt.
Da gingen die Tage der Muße weiter und die Herrschaften zur Jagd, zur kleinen Velirschen Messe oder zum Ball auf Yaquirwacht, und hie und dort wurde schon die Unruhe laut. Böse Zungen munkelten gar, nur dies sei die Absicht des Garlischgrötzschen gewesen, doch darauf muß man nichts geben.
Zu Teffalura am 16. EFFerdtage traten die Gesandten wiederum vor der Hoheit Antlitz, das herzögliche Urteil zu erfahren. Es war kaum ein Staunen dabei, als der Herzog von Grangor den ständischen Postulaten sein Siegel verwehrte. Abfällig habe er beschieden, so redete der Herzog Cusimo, nicht weil sie frech und ohne Berechtigung seien (und ließ damit offen, ob er denn so von ihnen dünkt), nein, weil sie dem Herzogtum allein Übles einbrächten. Und darum und im Weiteren hätten er und seine erprobten Räte - ein Blick zum Comto Tegalliani - ein ausgefeiltes Dokument aufgesetzt, daß die Stände ihrerseits nur noch zu siegeln bräuchten. Der Tikalen empfing´s aus der Hoheit Hand, tat sich knapp verbeugen und zog sich zurück, die Anderen folgten nach.
In der Hausbachschen Halle ward des Herzogs Schrift dann verlesen, und zum Unfrieden der anwesenden Damen und Herren war´s, einige Itzelchen unbesehen, genau das, was der Garlischgrötz bereits zu Anfang verlangt. Zudem, daß Herr Firdon aus seinem Geschlecht wieder zum Vogt und auch alle, die zur Kanzlei oder zum Gerichte gehörten, wieder in ihre vormaligen Ämter bestallt werden. Da war´s ein Toben und Zahnknirschen im Landtage und einem jeden klar wie ein sonniger Firunstag, daß die Verhandlungen zu keinem raschen Abschluß kommen würden.

Von einem falschen Baron und einem rohalschen Urteil

Als die Stände und der Herzog über die velirischen Lande im Zank lagen, wo Letzterer an seinem Anverwandten festhalten und die Ersten ihren Verweser mit der Freiherrenkrone schmücken wollten, trat am 21. EFF unvermittelt ein Fremder im Wappenrocke vor die Versammlung, worauf ein Raunen durch die Reihen glitt. Der zog den Hut vor Hoheit und Herrschaften und nannte sich Paladûr von Balther, rechtmäßiger Prätendent auf den Velirischen Stuhl aus der direkten und unverfälschten Linie des letzten Barons, frei von Schuld an irgendwelchen Intrigen und Conspirationen und ergo erbberechtigt.
Da hielten die Signori den Atem an und erstaunten, daß der hitzige Wettstreit der Worte auf diese Weise sollte beendet werden. Doch noch ehe dem Neuankömmling allzuviel  Achtung zugekommen war, fuhr der Tikalen, der ein Nachbar und Freund des alten Barons gewesen war, Herrn Paladûr in einer Weise an, daß ihm vor Angst und Bange der Hut vom Kopfe fiel.
Was er sich wohl dünke, hier vor der Hoheit und allen Ständen ein schändliches Lügenspiel zu wagen, habe Seiner Hochgeboren Name doch auf Bandor von Balthar gelautet und keinesfalls anders, und zudem, wo Herr Paladûr bis auf das blonde Haar nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Verschollenen aufweise! Und auch mit einigen unschönen Ausdrücken bedachte der Baron den Fremdling, aber doch in Maßen, wie es sich in Seiner Hoheit Beisein geziemt.
Und diese, der Herzog Cusimo, sprang auf vom hohen Stuhl und wollte gerade Rede und Antwort verlangen, da machte der Aufschneider auf dem Absatze kehrt, nahm die Beine unter die Achseln und entschwand durch den Tumult und ein offenstehendes Fenster ins Freie. So hat er wohl die Rechenschaft verweigert und doch abgelegt.
Die Debatten aber gingen noch einige Tage weiter, und kein Ende mochte in Aussicht scheinen. Da gab ein Signor aus Schradok, ein Zwergling, Beregram, Sohn des Badatosch mit Namen, den Rat, beide Vorschläge und auch all´ die anderen bis dahin vorgebrachten ruhen zu lassen und zu prüfen, ob nicht der jüngste und letzte Zweig des alten Velirischen Hauses doch frei von Schuld und Arg sei, und ob er einen rechten Erben besäße, diesem das Lehen Veliris zur Verwaltung anzuvertrauen. Die Verblüffung war zunächst ungeheuer, hatte doch niemand mehr an eine solche Lösung gedacht, und waren die Fehden und Prozesse der Velirischen alter Linie, der drauf durch Richterspruch enterbten, doch in aller Munde gewesen. Das sei dann der Signor Ariano von Treuffenau, sprach Baron Broderico der Münzreiche, er kenne ihn wohl und wolle den Antrag auch stützen. So wurden die Akten erneut geprüft, und niemand vermochte einen Makel auf den Treuffenau zu werfen, den Signor Beregram und andere Rechtskundige und auch der Tikalen nicht zu zerstreuen wußten. Also tat sich dann ein nues Tor auf, daß für alle gangbar war. Und da ward´s beschlossen, am 24. EFFerd, daß Signor ya Cantarra Reif und Siegel dem Treuffenau, alsbald Baron, übergebe.
Vom Schluß des Landtages

Und endlich, nach vier weiteren Wochen, kamen Herzogsstuhl und Landtag überein, und die Schreiber setzten auf die Urkunden, die zu siegeln seien. Am 27. BOR zeichnete Tikalen für die Grangorschen Stände, darauf am 4. HES der Rat und Comto Tegalliani für die Hoheit. Am 5. HES ward das Herzogssiegel auf die Schriftstücke appliziert, wonach die folgenden Beschlüsse Kraft und Gültigkeit besitzen:
1tens - Daß ein Landfrieden auf drei Götterläufe in den Grangorer Landen herrsche.
2tens - Daß der Herzog Garlischgrötz Graf Phecadien werde und der Comto Tegalliani, vormals Kanzler, sein Landt-Vogt.
3tens - Daß keiner denn des Signor Treuffenau Anspruch  auf die Baronie Veliris rechtens sei.
4tens - Daß die Stadt Veliris ihr eigen Herr werde, mit allen Rechten und Pflichten.
5tens - Daß ein Gemeiner Herzogstaler in den Grangorer Landen erhoben werde, die Kassen zu füllen.
6tens - Daß die Versorgung des Landtages im nachhinein aus der Herzöglichen Kasse übernommen werde.
7tens - Daß die Grangorer Hofkanzlei und das Hofgericht, wiewohl nicht aufgelöst, doch reorganisiert werden.
8tens - Daß noch über der Grangorer Hofkanzlei und nur unter dem Herzog ein Mann oder eine Frau stehen solle, die von den Landständen erwählt und von der Hoheit berufen werde, und der oder die den Titel eines „Connetabels von Grangoria" trage.
9tens - Daß der Connetabel auf Wohl und Wehe des Herzogtumes achtgebe und auch Oberst des Land-Regimentes sei.
10tens - Daß der Landtag in schwierigen Fällen als Instanz über dem Hofgericht stehe.
11tens - Daß der Herzog der Horas den Vorschlag der Grangorer Landstände für das Amt ihres Reichs-Cammer-Richters überbringe.
12tens - Daß der Landtag sich nun in jedem zweiten Götterlaufe versammle, Connetabel und Herzog guten Rat zu erteilen.

Das sind die Beschlüsse des Landtages zu Bomed, der am 7. HES Baron Broderico von Berlînghan-Tikalen zum Connetabel kürte und von diesem am 8. HES verabschiedet wurde, und der bereits jetzt in den Schriften der Schreiber und Gelehrten der „Eherne Landtag" genannt wird.
Eine kleine Nota Bene zum Abschluß: Wem auch immer der sechste Passus der Schlußurkunde unbedeutend erscheinen mag, übersieht dabei die 44 Ochsen und 109 Schweine, die 5 Ox Wein und 6 Ox Bier sowie zwei Gros Hühner und vieles mehr, was die hohen Herrschaften verzehrt haben...

Frank Bartels

mit Beiträgen und Anregungen von:
Günter Borgschulze, Andree Hachmann, Andrej Pfeiffer, Jörg Raddatz  und Sascha Wagner.

Priesterherrschaft in Veliris
(Bosparanisches Blatt Numero 6, PRA 2510 Horas)

GRANGOR/VELIRIS. Nur wenige Monde ist es her, daß der letzte Baron von Veliris auf bislang noch ungeklärte Weise verschwand und einen in sich zerstrittene Familienclan hinterließ, deren Mitglieder sich bis aufs Blut befehdeten und sich alle wie sie da waren als dekadent und unfähig erwiesen. Der Herzog Cusimo sah diesem Treiben einen halben Götterlauf abwartend zu, bis er schließlich eingriff und der Familie derer von Veliris alle Lehns- und Erbrechte an der Baronie entzog. Dem Geschlecht blieben nur ihre Allode im südlichen Veliris.
Kurze Zeit später bestellte Herzog Cusimo einen herzöglichen Verwalter und entsandte Vogt Thronder gen Unterfels.
Keine zehn Praiosläufe später wurde der Körper des Vogtes mit durchtrennter Kehle in einer Gasse der Stadt aufgefunden. Wieso er die Vogtsfeste verlassen und was ihn allein in die Stadt getrieben hatte, konnte nie geklärt werden. Seither wurde die Baronie nicht mehr regiert. Lokalherrscher, Geweihten- und Ritterschaft übten die Macht aus. Die Bürgermeister des mächtigen Veliris erklärten ihre Stadt für unabhängig - zuvor war sie Baronsbesitz gewesen - und herrschten über alle ehemaligen freiherrschaftlichen Güter.
Dieser Willkür, die sogar einige Monde Bestand hatte - Grangor und Vinsalt waren mit anderen Dingen beschäftigt - wurde nun durch das Lenken des Herren PRAios beendet. 
Herzog Cusimo belehnte das Praioskloster Castell Sant Trigon mit weiten Teilen der Baronie und ernannte den Hochgeweihten des Praios zu Veliris, Torvon Helus von Garlischgrötz-Selzin, der gleichzeitig auch Vorsteher des Klosters ist zum Fürst-Geweihten der umliegenden Ländereien. Aber auch die Bürger Veliris' konnten sich in zähen Verhandlungen durchsetzen, was nicht zuletzt an den Söldnerheeren lag, mit denen die reiche Stadt ihre Unabhängigkeit unterstreichen wollte, und der Herzog bestätigte Veliris als Freie Stadt. Gleichwohl sie sich in manchen Belangen unter den Willen des Fürst-Geweihten begeben mußten.
Auch Kaiserin Amene-Horas siegelte in der vergangenen Woche diese im Horasreich einmalige Geweihten-Bürger-Herrschaft. Mag die Baronie Veliris dadurch endlich zur Ruhe kommen.


In den Palazzo della Gonfaloniere In den Palazzo Pandolfi
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In den Palazzo San Aldigon
In den Palazzo della Veliris